So sehen Gewinner aus
Berlin · Die Liberalen sind wieder da. Im Stammland Baden-Württemberg, aber auch in Rheinland-Pfalz können sie Wähler zurückgewinnen. Grund genug zur Freude – wäre da nicht der Erfolg der AfD.
Aus dem Stand zweistellig, in Sachsen-Anhalt sogar zweitstärkste Partei: Die AfD ist die klare Siegerin des Abends. Die Vorsitzende Frauke Petry geht in Berlin als Erste vor die Kameras, schon elf Minuten nach Schließung der Wahllokale, und sie sagt, ihre Partei habe politikverdrossene Bürger wieder an die Wahlurne gebracht. Das sei ein Verdienst. "Im Grunde sorgen wir wieder dafür, dass es eine bürgerliche Mehrheit geben kann." Petry wehrt sich gegen die Etikettierung als fremdenfeindlich. Sie geht aber nicht so weit, der CDU jetzt Koalitionen anzubieten. Man werde eine "starke Opposition" sein, sagt sie.
Heute will die AfD-Chefin in Berlin in der Bundespressekonferenz auftreten. Das ist sozusagen die ganz große Bühne. Die AfD will den Erfolg jetzt erkennbar auskosten. Ihre Wahlparty feiern die Rechten in einem eher billigen Hotel im Berliner Stadtteil Lichtenberg, weit außerhalb. Andere Vermieter hatten ihnen kurzfristig die schon zugesagten Räume in der City gekündigt. Die Website wird an diesem Wahlabend, wie schon an den Tagen zuvor, von Hackern angegriffen und zeitweise lahmgelegt. Und zur "Elefanten-Runde" im ZDF ist die Partei aus unerfindlichen Gründen trotz des Wahlergebnisses nicht eingeladen. All das trägt dazu bei, dass man jetzt Genugtuung empfindet.
Auch Christian Lindner tritt heute vor die Bundespressekonferenz , auch er fühlt sich als Sieger, wenn auch nicht als ganz so großer. Der FDP-Chef kann aber vermelden, dass seine Partei auf Kurs Wiederkehr ist, nachdem sie 2013 aus dem Bundestag ausschied. "Mit dem heutigen Ergebnis hat sich gezeigt, dass mit der FDP wieder zu rechnen ist." Lindner ist sozusagen im Fahrplan: erst Erfolge in Hamburg und Bremen, jetzt in den Stammländern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.
In der FDP-Zentrale ist es voll wie selten an Wahlabenden, und die Stimmung ist prächtig. Auf der Großbildleinwand werden Twitter-Meldungen zum Hashtag "#Länderwende" eingeblendet. "Erstmal gut", kommentiert einer da das Ergebnis. Dass die Partei ein Problem hat, merkt man allenfalls daran, dass die Gäste neuerdings selbst fürs Bier bezahlen müssen. Oder dass einer wie Daniel Bahr , Ex-Gesundheitsminister, partout nicht zitiert werden will. Er sei raus aus dem aktiven Geschäft. Neu ist für die FDP auch, dass der Chef der Jungen Liberalen vorschlägt, man solle es in Mainz mit einer Koalition aus SPD , Grünen und FDP versuchen. "Man hat 2013 ja gesehen, was wir davon haben, wenn wir uns nur an einen Partner ketten", meint Konstantin Kuhle. Damals war das die CDU . Die Liberalen sind also auf dem Weg zu neuen Ufern. Sie hoffen, dass es das rettende ist.