Sind russische Fahrzeuge in die Ostukraine eingedrungen?

Moskau/Kiew · Sind russische Streitkräfte in die Ukraine eingedrungen? Die prowestliche Regierung in Kiew teilt mit, es habe von Moskau geschickte Armeefahrzeuge zerstört. Es wäre eine neue Dimension im erbitterten Konflikt.

Es ist ein schwerer Vorwurf, für den es bislang keine Beweise gibt: Russischer Nachschub für die militanten Separatisten sei nachts illegal über die Grenze gerollt, teilt die prowestliche Führung in Kiew mit. Die ukrainische Artillerie habe "die russische Militärkolonne zum Großteil vernichtet", hieß es. Fragen und Antworten zur Lage:

Die Ukraine behauptet, sie habe russische Militärfahrzeuge auf ihrem Gebiet zerstört. Welche Folgen hätte das?

"Eine russische Militärinvasion in der Ukraine könnte zu einer Katastrophe führen", warnt der Politologe Dmitri Trenin vom Carnegie Center in Moskau . Bisher hatte die Atommacht Russland erklärt, der Konflikt in der Ukraine sei eine innere Angelegenheit des Nachbarlandes. Eine solche Argumentation würde Moskau schwer fallen, sollten wirklich Fahrzeuge der eigenen Armee im Kampfmodus im Nachbarland unterwegs sein.

Was bedeutet das für Präsident Wladimir Putin?

Der Kremlchef käme in Erklärungsnot: Er hatte Ende Juni eine Einmarscherlaubnis streichen lassen und den Friedensplan des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko unterstützt.

Wäre es überhaupt möglich, dass ein russischer Militärkonvoi ungehindert über die Grenze in die Ostukraine fährt?

Ja. Seit Beginn des bürgerkriegsähnlichen Konflikts hat die Ukraine teilweise die Kontrolle über ihre Grenze mit Russland verloren. Die Führung in Kiew wirft Moskau vor, hier Waffen einsickern zu lassen. Russland räumt ein, an der Grenze tausende Soldaten auf eigenem Territorium stationiert zu haben. Damit folge Moskau aber auch einem Wunsch des Westens, der die Grenze besser geschützt sehen wolle, betont der Kreml. Außerdem wolle Russland verhindern, dass sein Grenzgebiet von ukrainischer Seite beschossen werde.

Der Westen beschuldigt Russland, die Separatisten in der Ostukraine mit Waffen und Kämpfern zu versorgen. Was ist da dran?

In russischen Staatsmedien präsentieren sich die Aufständischen gerne als "Freiwilligenarmee", die für die "Freiheit des Donbass" kämpft. Das taktische Geschick ihrer Einheiten stamme von ukrainischen Soldaten, die übergelaufen seien, behaupten die Separatisten. Die meisten ihrer Waffen seien erbeutet. Westliche Experten widersprechen dieser Darstellung. Nur mit professioneller militärischer Ausbildung sei es möglich, der "Anti-Terror-Offensive" der Regierungskräfte so lange zu widerstehen, sagen sie. Russland weist aber Vorwürfe zurück, die militanten Gruppen mit Kriegsgerät oder Kämpfern zu unterstützen.

Können der Westen und Russland im Ukraine-Streit nicht gemeinsam eine Lösung aushandeln?

Beobachter schließen nicht aus, dass dies am Ende der einzige Ausweg ist. Für beide Seiten geht es Experten zufolge aber auch darum, eine gesichtswahrende Lösung zu finden.

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