Se woar jou vonn dä Schwiejermodder
Karl-Josef Ames aus Fell bei Trier schreibt über die Verwendung des Verbs "koschde" (kosten) und führt zwei Beispiele aus seiner Mundart an. Als Erstes die Worte einer Frau, der eine Kristallvase zu Bruch gegangen war: "Se hatt meich jou neischt koschd, se woar jou vonn dä Schwiejermodder
Karl-Josef Ames aus Fell bei Trier schreibt über die Verwendung des Verbs "koschde" (kosten) und führt zwei Beispiele aus seiner Mundart an. Als Erstes die Worte einer Frau, der eine Kristallvase zu Bruch gegangen war: "Se hatt meich jou neischt koschd, se woar jou vonn dä Schwiejermodder." Diesen Satz kann man wörtlich in die deutsche Schriftsprache übersetzen: "Sie hat mich ja nichts gekostet, sie war ja von der Schwiegermutter." Aber, so fragt Karl-Josef Ames, kann auch ein Nicht-Mundartsprecher ohne Weiteres verstehen, wenn jemand nach einem Verkehrsunfall ohne Todesopfer sagt: "Et hat jò kääne koscht" (wörtlich: Es hat ja keinen gekostet). Antwort: Aus der Situation heraus könnte man es wohl verstehen. In der Schriftsprache würde man sagen: Es hat ja kein Menschenleben gekostet.
Zum Thema "Bòòges" kommt eine Ergänzung von Rudi Reichert aus Beckingen-Düppenweiler. Er kennt das Wort in mehreren Bedeutungen: Als Schreckgestalt dient der "Bòòges" einer Mutter als Erziehungsmittel. Sie droht ihrem ungehorsamen Sprössling: "Rääjel dich, oder der Bòòges kemmt dich hollen!" Wörtlich: Regele dich (benimm dich), oder der schwarze Mann kommt dich holen! Wir könnten "Bòòges" auch mit Buhmann, Butzemann, wilder Mann oder anderen Schreckgestalten übersetzen. Warum aber, so fragt Rudi Reichert, nennt man den Popel, den sich ein Kind aus der Nase puhlt, "Nasebòòges"? Antwort: Ich vermute, dass das Kind damit auf den "gruseligen" Anblick seiner erfolgreichen Bemühungen hingewiesen werden soll.
Vor vier Wochen schrieb ich, dass "verkaasemadduggele" (verkasematuckeln) nach Meinung einiger Wörterbücher etwas mit Kasematten zu tun haben könnte, im Sinne von jemandem etwas kasemattensicher klarmachen'. Diese Annahme scheint Peter Kircherg aus Saarbrücken keineswegs fragwürdig. Wie er schreibt, fand er nämlich in einem Rechtschreibe-Duden von 1911 die Erklärung, dass Kasematte ursprünglich auch Tollhaus bedeutet habe. Es sei daher denkbar, so folgert er, da es im Deutschen die Begriffe "narrensicher" und "idiotensicher" gebe, dass man jemandem etwas auch "kasemattensicher" klarmachen könne. Um eventuellen Einwänden unserer Leser zuvorzukommen: Peter Kircherg gibt selbst zu, dass seine Deutung etwas gewagt klingt.
Zu "verkaasemadduggele" meldete sich auch Christel Keller aus Saarbrücken. In ihrer Mundart (sie stammt aus Völklingen) verwendet man es auch in der Bedeutung: "etwas verheimlichen, unter den Teppich kehren." Ich nehme an, dass es sich dabei um eine Weiterentwicklung des Saarbrücker Begriffes "ebbes verduggele" (etwas verheimlichen) handelt.
Von Brunhilde Scherer aus Wadgassen erhielten wir zwei weitere Mundartwörter für Schürhaken: "Schdócheleise" und "Schdibbeleise". Ferner kennt sie den Ausdruck "Das Fleisch iss schdragg". So sagt man in ihrer Mundart, wenn ein Schnitzel oder Steak zäh ist.
Hildegard Meiser aus Neunkirchen schildert ein lustiges Missverständnis zwischen einer jungen Mutter, die kürzlich aus dem Ruhrgebiet zugezogen war, und ihrer Hebamme. Für den Transport des Neugeborenen aus der Klinik, so riet die Hebamme, solle der junge Vater außer Windeln und Jäckchen auch "e Debbisch" (einen Teppich) mitbringen. Es dauerte eine Weile, bis der Frau aus dem Ruhrgebiet klar geworden war, dass mancherorts im Saarland mit "Debbisch" eine Wolldecke gemeint ist.
AmSonntag, dem 8. Juni, 17 Uhr, veranstaltet der Mundartring Saareinen Mundartnachmittag in Gisingen (bei Wallerfangen) Museum Haus Scheidberg, Zum Scheidberg 11.