"Schwimmendes Atomwaffen-Arsenal"

Tel Aviv. Israel stattet nach "Spiegel"-Informationen aus Deutschland gelieferte Unterseeboote mit atomar bestückten Marschflugkörpern aus. Mit Hilfe der deutschen U-Boote sei es Israel gelungen, "sich ein schwimmendes Atomwaffen-Arsenal zuzulegen", schreibt das Nachrichtenmagazin in seiner aktuellen Ausgabe

Tel Aviv. Israel stattet nach "Spiegel"-Informationen aus Deutschland gelieferte Unterseeboote mit atomar bestückten Marschflugkörpern aus. Mit Hilfe der deutschen U-Boote sei es Israel gelungen, "sich ein schwimmendes Atomwaffen-Arsenal zuzulegen", schreibt das Nachrichtenmagazin in seiner aktuellen Ausgabe. "Die Deutschen können stolz darauf sein, die Existenz des Staates Israel für viele Jahre gesichert zu haben", zitiert der "Spiegel" den israelischen Verteidigungsminister Ehud Barak. Sein Ministerium wollte sich gestern nicht zu dem Bericht äußern.Die israelische Marine hat bereits drei U-Boote des Typs "Dolphin" im Einsatz, drei weitere sollen noch geliefert werden. Gebaut werden die Unterseeboote von der Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel, einem Tochterunternehmen des ThyssenKrupp-Konzerns.

Der "Spiegel" stützt sich bei seinem Bericht auf Recherchen in Deutschland, Israel sowie den USA, bei noch amtierenden und ehemaligen Ministern, beteiligten Militärs, Rüstungsingenieuren sowie verschiedenen Geheimdiensten.

Israel hat den Besitz von Atomwaffen nie offiziell bestätigt oder dementiert. Ausländische Medien berichten schon seit Jahren, die aus Deutschland stammenden U-Boote könnten mit Raketen mit atomaren Sprengköpfen ausgerüstet werden. Der "Spiegel" schreibt, die deutsche Regierung beharre bis heute darauf, nichts über die Ausrüstung mit Atomwaffen zu wissen.

Ehemalige hochrangige Beamte hätten dem Nachrichtenmagazin jedoch nun erklärt, sie seien schon immer davon ausgegangen, dass Israel auf den gelieferten U-Booten Nuklearwaffen stationieren werde. Die mit Kernwaffen ausgerüsteten U-Boote sollten Israels atomare Zweitschlagskapazität gewährleisten und damit als Abschreckung dienen, schreibt das Magazin weiter. Die Flugkörper seien nach Angaben von Experten vom israelischen Rüstungskonzern Rafael gebaut worden. Sie seien eine Weiterentwicklung des Marschflugkörpers Popeye Turbo SLCM, der mit einer Reichweite von etwa 1500 Kilometern und einem bis zu 200 Kilogramm schweren Sprengkopf den Iran erreichen könnte. Der Abschuss könne mit Hilfe eines neuartigen hydraulischen Ausstoßsystems erfolgen.

Die Bundesregierung hat den Export von deutschen U-Booten an Israel verteidigt. "Die Bundesregierung steht mit der Lieferung von U-Booten an Israel in der Kontinuität ihrer Vorgängerregierungen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert "Spiegel Online" gestern. "Die Lieferung erfolgt ohne Bewaffnung; an Spekulationen über die spätere Bewaffnung beteiligt sich die Bundesregierung nicht", fügte Seibert hinzu. dpa

Foto: afp

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