Schüsse auf einen schlafenden Syrer

Dreieich/Saarbrücken · Nach Schüssen auf eine Asylbewerberunterkunft im Kreis Offenbach fahndet die Polizei nach einem oder mehreren Tätern. Die Staatsanwaltschaft geht von einem „gezielten Angriff“ aus.

Als die Schüsse am frühen Morgen auf die Flüchtlingsunterkunft im südhessischen Dreieich abgefeuert werden, ist der Syrer Haitham Almrashli noch wach. Er habe eine vermummte Gestalt gesehen, die eine Handfeuerwaffe zog und sechs oder sieben Schüsse auf das Nachbarzimmer abgegeben habe, berichtet der 27-Jährige später mit Hilfe eines Dolmetschers. Ein 23 Jahre alter Asylbewerber im Haus wurde am Bein getroffen und leicht verletzt. Der Syrer sei im Schlaf überrascht worden, sagt Almrashli. 14 Syrer und ein Afghane leben in dem Anbau eines dreistöckigen Hauses in einem Gewerbegebiet. Von dem Täter fehlt zunächst jede Spur. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt spricht von einem "gezielten Angriff". Ob es eine scharfe Waffe war oder Luftdruck-Munition - dazu wollen die Ermittler nichts sagen, um die Untersuchungen nicht zu gefährden.

Bundesweit hat das Bundeskriminalamt (BKA) im vergangenen Jahr 887 Straftaten gegen Asylbewerberunterkünfte in Deutschland registriert - von der Schmiererei bis zur Brandstiftung. Darunter waren 150 Gewalttaten, wie eine BKA-Sprecherin sagt. 792 Straftaten seien dem rechten Spektrum zuzuordnen.

Die Schüsse , die am Montag um kurz vor 2.30 Uhr im Stadtteil Dreieichenhain fielen, beschreibt Almrashli so: "Es war krachend laut." Seine beiden Mitbewohner und er hätten sich erstmal auf den Boden geworfen. "Wir haben Angst und Furcht und wissen nicht, was uns die Zukunft bringt, wenn wir als Flüchtlinge keine Sicherheit haben", beschreibt der Mann aus Damaskus die Stimmung in der Unterkunft. "Dass jemand gegen uns aggressiv wird, haben wir hier noch nicht erlebt."

Die Menschen, die am Montag nur wenige Meter neben dem Flüchtlingsheim einkaufen oder in dem Gewerbegebiet arbeiten, können es zunächst nicht glauben. Viele wussten gar nicht, dass in dem eingezäunten Gebäudekomplex an der Bahnlinie Flüchtlinge leben. "Das ist eine Sauerei. Das sind Verbrecher", sagt ein Rentner mit Blick auf die Tat.

Die Saar-SPD sprach gestern angesichts der Zunahme von Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte von einer "besorgniserregenden Welle der Aggressivität". Es sei beschämend, wenn Menschen, die bei uns Schutz suchen, um ihr Leben fürchten müssten, erklärte Generalsekretärin Petra Berg .

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