Schröder wegen Putin-Kontakten im Visier der NSA

Berlin · Wegen seiner guten Kontakte nach Russland hat der US-Geheimdienst NSA Gerhard Schröder auch nach dem Ende seiner Kanzlerschaft ausgespäht. Die USA hätten ihre Spionage-Aktivitäten gegen den SPD-Altkanzler ab 2005 sogar ausgeweitet, berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise.

Hintergrund seien sein zügiger Wechsel in die russische Energiewirtschaft und seine Freundschaft zu Präsident Wladimir Putin gewesen. Über den Altkanzler sei es möglich gewesen, Zugang in die sonst sehr verschlossene Welt rund um Putin zu erhalten. Im Visier waren demnach vor allem Schröders Kontakte zum staatlichen Energiekonzern Gazprom, dem von Gazprom dominierten Unternehmen Nord Stream. Schröder ist Vorsitzender des Aktionärsausschusses von Nord Stream. Das Unternehmen baute und betreibt die Ostsee-Pipeline, durch die Erdgas von Russland nach Deutschland geleitet wird. Schröder soll bereits während seiner Kanzlerschaft von der NSA ausgespäht worden sein.

Außerdem soll der Zeitung zufolge ein Dokument des Bundesnachrichtendienstes (BND) erstmals Vorwürfe belegen, wonach der US-Geheimdienst den europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS ausspioniert hat. Der BND habe von einem ausländischen Nachrichtendienst "Informationen über einen vermutlichen Datenabgriff bei der Firma EADS Deutschland" erhalten, zitierte die Zeitung aus einem als vertraulich eingestuften BND-Schreiben an den Verfassungsschutz von November 2011. Am 2. November 2011 spielten demnach Hacker ein Spionageprogramm auf die Computer des Konzerns. Innerhalb von drei Stunden seien 5116 Verbindungen zwischen den EADS-Rechnern und den US-Angreifern festgestellt worden. Wer hinter dem Angriff steckt, ist dem Bericht zufolge unklar. Möglicherweise war ein Auftrag an EADS für den Bau einer Grenzsicherungsanlage in Saudi-Arabien Hintergrund des Spionageangriffs.

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