Schlag gegen Rechtsextremisten

Karlsruhe · Die Bundesanwaltschaft ist gestern mit Durchsuchungen und Festnahmen gegen die rechtsterroristische Vereinigung „Oldschool Society“ vorgegangen. Drei Männer und eine Frau sollen Anschläge vorgesehen haben.

Sie sollen Anschläge auf Moscheen vorgehabt haben und hatten sich schon Sprengmittel besorgt: Vier mutmaßliche Rechtsextremisten sind gestern auf Betreiben der Bundesanwaltschaft festgenommen worden, wie die Behörde in Karlsruhe mitteilte. Sie werden beschuldigt, sich zu der rechtsterroristischen Vereinigung "Oldschool Society" (OSS) zusammengeschlossen zu haben. Fotos, Videos und Texte im Internet machen die Gesinnung der Verdächtigen deutlich.

Die Verdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit, drei Männer und eine Frau im Alter von 22 bis 56 Jahren, sollen Anschläge auf Moscheen , Asylbewerberunterkünfte und namhafte Salafisten beabsichtigt haben, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte.

Die vier Verdächtigen hatten für Anschläge bereits Sprengmittel mit "großer Sprengkraft" beschafft. Bei der Razzia gegen die OSS in fünf Bundesländern wurden zudem Wohnungen von fünf weiteren Beschuldigten durchsucht. Bei einem Festgenommen handelt es sich um den 56-jährigen "Präsidenten" der Vereinigung, Andreas H. Er soll Ermittlerkreisen zufolge in Augsburg durch ein Einsatzkommando der GSG9 festgenommen worden sein. Sein 39-jähriger "Vizepräsident" Markus W. sowie die 22-jährige Denise Vanessa G. seien in Sachsen und der 47-jährige Olaf O. in Bochum festgenommen worden. Gegen weitere mutmaßliche OSS-Mitglieder wird laut Bundesanwaltschaft ermittelt, sie befinden sich aber auf freiem Fuß.

Die Gruppierung hatte sich laut Bundesanwaltschaft im November 2014 zusammengeschlossen. Im Internet finden sich zuhauf Fotos, Videos und rechtsradikale Botschaften der verdächtigen OSS-Gründer. "Ich sehe nicht zu, wie mein Vaterland krepiert", heißt es da etwa, und auf Facebook finden sich Fotos der Gruppe bei einem Aufmarsch der "Hooligans gegen Salafisten ". Dass sich zu mindest die Männer der Gruppe seit längerem kennen, macht ein Video von ihnen auf Youtube deutlich, das im Januar 2013 eingestellt wurde. Während darauf unter dem Motto "La Familia" nur Kameradschaft und Zusammenhalt beschworen wird, zeigt sich die Radikalisierung in einem erst sieben Monate alten Clip der OSS. Dort lautet das Motto der Vereinigung "Eine Kugel ist nicht genug". Zudem heißt es: "Die Oldschool Society erhebt sich. National. Volksgerecht. Sozial". Im Video wird überdies zur "Revolution" aufgerufen und vor einer "Systemknechtschaft" gewarnt, in der "Ehre und Stolz" verlorengingen.

Der mutmaßliche Kopf der OSS bittet auf Facebook Gleichgesinnte, keine Fotos von Adolf Hitler hochzuladen, weil das Ärger gebe. An Vorsicht mangelte es der Gruppe aber offenbar bei der Vorbereitung von terroristischen Anschlägen: Ermittlerkreisen zufolge kam ihnen der Verfassungsschutz bei der Beschaffung von Sprengmitteln auf die Spur. Diese Erkenntnisse waren letztlich der Auslöser für die Festnahme- und Durchsuchungsaktionen, an denen 250 Polizisten in Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern mitwirkten. Laut Bundesanwaltschaft wurden bei dem Quartett "pyrotechnische Gegenstände mit großer Sprengkraft" sichergestellt. Ob sich hinter dem Begriff etwa Handgranaten oder gewerblicher Sprengstoff verbirgt, blieb unklar. Offen ist bislang auch, ob die Gruppe schon konkrete Anschlagsziele hatte. Dies wird nun ermittelt, hieß es in Karlsruhe . Unbekannte haben in der Nacht auf Mittwoch im pfälzischen Limburgerhof einen Brandanschlag auf eine in Bau befindliche Flüchtlingsunterkunft verübt. Bei dem Feuer sei niemand verletzt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Morgen in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Den entstandenen Sachschaden schätzen die Behörden auf rund 50 000 Euro. Ersten Erkenntnissen zufolge hatten die Täter einen auf einem Flachdach abgelegten Stapel mit Bitumenrollen in Brand gesetzt. Das Feuer habe sich dann auf andere Teile des Daches ausgebreitet. Zeugen hätten um kurz nach zwei Uhr nachts einen schwarzen Kleinwagen bemerkt.

"Inwieweit hier ein fremdenfeindlicher Hintergrund im Raume steht, ist derzeit noch nicht zu beurteilen", heißt es in der Mitteilung.

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