Schindler sieht BND ernsthaft bedroht

Berlin · Gerhard Schindler hat vor dramatischen Folgen der BND-Affäre für seine Behörde gewarnt. Europäische Geheimdienste zweifelten inzwischen an der Zusammenarbeit mit Deutschland.

Der Mann, der im Geheimen arbeitet, muss durch ein Spalier von Kameras. Es ist die Form der Öffentlichkeit, die Geheimdienstler nicht mögen - aber Gerhard Schindler , Präsident des Bundesnachrichtendienstes, steht das Wasser bis zum Hals. Der BND, seine Behörde, ist ins Zwielicht geraten. Dafür muss er jetzt die Verantwortung übernehmen. Bei seinem Auftritt vor dem NSA-Untersuchungsausschuss in Berlin tritt Schindler die Flucht nach vorn an.

Dem BND wird vorgeworfen, dem US-Geheimdienst über Jahre geholfen zu haben, europäische Firmen und Politiker auszuspähen. Schindlers Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss ist klug kalkuliert. Zu Beginn verliest er eine mehrseitige Erklärung, die rhetorisch geschickt aufgebaut ist. Er lobt Abgeordnete und Medien, die jetzt zur Versachlichung der Debatte beitragen würden. In Wahrheit sieht man das beim BND und im Kanzleramt anders. Dann lobt Schindler seine 6500 Mitarbeiter, für "alles und alle" trage er die Verantwortung. Noch wichtiger sind solche Botschaften des Präsidenten: Der BND werde dringender denn je benötigt. Genauso wie die internationale Kooperation mit anderen Diensten.

In Europa werde man jedoch zu wichtigen Gesprächen nicht mehr eingeladen wegen der in Deutschland laufenden Debatte über die NSA- und BND-Affäre. "Erste Partnerdienste in Europa überprüfen die Zusammenarbeit mit dem BND."

Schindler zeichnet kein gutes Bild. Die Existenz seiner Behörde sieht der oberste Spion sogar in Gefahr. Zugleich erinnert er die Abgeordneten daran, wie wichtig die Kooperation ist: "Wir sind abhängig von der NSA und nicht umgekehrt", erklärt Schindler. Der US-Geheimdienst gefährde nicht die Sicherheit Deutschlands, sondern helfe, diese zu schützen. "Unsere Leistungsfähigkeit beruht auf internationaler Zusammenarbeit. Sie ist unverzichtbar." So sei es dem BND gelungen, in Afghanistan 19 Anschläge auf deutsche Soldaten zu verhindern. Man agiere zweckvoll in der Ukraine-Krise und im Kampf gegen den islamistischen Terror. Eindringlich betont Schindler: "Der Bundesnachrichtendienst arbeitet für deutsche Interessen, für Deutschland und für niemand anderen."

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