Schicksal von Heimkindern soll aufgeklärt werden

Berlin. Nach heftigen Querelen im Vorfeld tritt am nächsten Dienstag im Bundestag erstmals der "Runde Tisch Heimkinder" zusammen. Er soll das Schicksal von Hunderttausenden klären, die als Minderjährige in den 50er und 60er Jahren in Erziehungsheimen der alten Bundesrepublik oft erheblichen Schikanen und Misshandlungen ausgesetzt waren

Berlin. Nach heftigen Querelen im Vorfeld tritt am nächsten Dienstag im Bundestag erstmals der "Runde Tisch Heimkinder" zusammen. Er soll das Schicksal von Hunderttausenden klären, die als Minderjährige in den 50er und 60er Jahren in Erziehungsheimen der alten Bundesrepublik oft erheblichen Schikanen und Misshandlungen ausgesetzt waren. Der Parlamentarische Staatssekretär im Familienministerium, Hermann Kues (CDU), sagte der Saarbrücker Zeitung, es sei ein "Durchbruch", dass das Thema Heimkinder erstmals auf diese Art und Weise angegangen werde. "Der Runde Tisch ist mit vielen Hoffnungen aller Beteiligten verbunden, dass jetzt ein dunkles Kapitel aufgehellt wird." An dem Runden Tisch sollen 20 Personen teilnehmen, darunter drei Mitglieder des Vereins ehemaliger Heimkinder und je ein Vertreter der großen Kirchen und von Caritas und Diakonie, die Träger vieler Heime waren. Außerdem gehören ihm Vertreter der Länder, des Familienministeriums und weiterer Institutionen an. Geleitet wird der Runde Tisch von der ehemaligen Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne). Der Runde Tisch war im Dezember vom Petitionsausschuss des Bundestages aufgrund vieler Eingaben Betroffener beschlossen worden. Eine derartige Einrichtung hat es im Bundestag noch nicht gegeben. Vollmer bezeichnete das Gremium als eine "Wahrheitskommission", die auch Lösungsvorschläge erarbeiten müsse, "die heute noch möglich sind". In den vergangenen Wochen hatte es jedoch Auseinandersetzungen zwischen Bund und Ländern gegeben, die das Projekt zu gefährden drohten. So ging es um die Aufteilung der Geschäftskosten; ebenso war die Trägerschaft umstritten. Erst am Montagabend wurde eine Einigung erzielt. Nun soll die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) die Arbeit organisatorisch unterstützen. Sie soll auch eine Anlaufstelle für alle Betroffenen anbieten, die ihr Schicksal darstellen wollen. Als besonders heikel bei der Arbeit des Runden Tisches gilt die Frage, ob die ehemaligen Heimkinder einen Anspruch auf Entschädigung für das ihnen zugefügte Unrecht haben und wer dafür gerade stehen müsste. Zudem geht es um die Anerkennung von Rentenzeiten. Der Runde Tisch ist bis Ende 2010 befristet und muss bis dahin ein Ergebnis vorlegen.

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