Sauerland-Prozess: Dilettanten oder Gotteskrieger?

Düsseldorf. Nach gut zehn Monaten wird heute in Düsseldorf das Urteil im Prozess gegen die islamistische Sauerland-Gruppe gesprochen. Wegen umfassender Geständnisse bestehen an der Täterschaft der vier Angeklagten keine Zweifel mehr. Gleichwohl wird das Geschehen von Anklägern und Verteidigern sehr unterschiedlich gewertet

 Die im "Sauerland-Prozess" Angeklagten Fritz Gelowicz (2.v.r.), Daniel Schneider (Mitte) und Atilla Selek (2.v.l.) stehen im Verhandlungssaal des Oberlandesgerichtes in Düsseldorf zwischen Justizbeamten. Foto: dpa

Die im "Sauerland-Prozess" Angeklagten Fritz Gelowicz (2.v.r.), Daniel Schneider (Mitte) und Atilla Selek (2.v.l.) stehen im Verhandlungssaal des Oberlandesgerichtes in Düsseldorf zwischen Justizbeamten. Foto: dpa

Düsseldorf. Nach gut zehn Monaten wird heute in Düsseldorf das Urteil im Prozess gegen die islamistische Sauerland-Gruppe gesprochen. Wegen umfassender Geständnisse bestehen an der Täterschaft der vier Angeklagten keine Zweifel mehr.

Gleichwohl wird das Geschehen von Anklägern und Verteidigern sehr unterschiedlich gewertet. Während die einen eiskalte Terroristen bei der Planung eines "in Deutschland einzigartigen Massenmordes" am Werk sehen, sprechen die anderen von einem "untauglichen Versuch" irregeleiteter junger Männer. An 65 Verhandlungstagen hat das Gericht 17 Sachverständige gehört und mehr als 60 Zeugen vernommen. Obwohl der Prozess durch die 1200 Seiten starken Geständnisse um etwa ein Jahr abgekürzt wurde, wird er als eines der umfangreichsten Terrorverfahren in die Geschichte der Bundesrepublik eingehen. Es füllt inzwischen mehr als 600 Aktenordner.

Sind die Angeklagten "stramme Gotteskrieger", deren Reue und Geständnisse rein taktischer Natur sind? Oder sind es junge Männer, die sich "schlichtweg vergaloppiert haben"? Mit einer Terrorwelle sollte Deutschland vor der Abstimmung über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan überzogen werden.

Nach wie vor seien ihre Mandanten tief religiös, räumen die meisten Verteidiger ein, betonen aber sofort, dass sie sich vom Terrorismus abgekehrt hätten. Der Saarländer Daniel Schneider (24), der jüngste der Gruppe, zeigte sich erleichtert über seine Festnahme. Reumütig trat auch der Deutsch-Türke Atilla Selek (25) auf, der die Zünder für die Bomben in der Türkei beschafft hatte. Dass von den 26 Zündern, die er organisiert hat, nur drei funktionstüchtig waren, wusste Selek aber wohl nicht.

Selbst der Anführer der Gruppe, Fritz Gelowicz (30), gelobte Abkehr vom Terror. Bei Adem Yilmaz liegt die Sache etwas anders. Er sei nicht besonders religiös und vollkommen unpolitisch, erklärte seine Verteidigerin. Stattdessen pflege der intellektuell "eher einfach" strukturierte Deutschtürke "pubertäre Vorstellungen von Kampfeshandlungen à la Rambo". Dennoch habe auch er echte Reue gezeigt. Nach ihren Geständnissen dürfen die Angeklagten auf einen Strafrabatt hoffen. Die Bundesanwaltschaft hat Haftstrafen von 13 bis fünfeinhalb Jahren beantragt. Die Verteidiger fordern Strafen unter zehn Jahren. dpa

 Die im "Sauerland-Prozess" Angeklagten Fritz Gelowicz (2.v.r.), Daniel Schneider (Mitte) und Atilla Selek (2.v.l.) stehen im Verhandlungssaal des Oberlandesgerichtes in Düsseldorf zwischen Justizbeamten. Foto: dpa

Die im "Sauerland-Prozess" Angeklagten Fritz Gelowicz (2.v.r.), Daniel Schneider (Mitte) und Atilla Selek (2.v.l.) stehen im Verhandlungssaal des Oberlandesgerichtes in Düsseldorf zwischen Justizbeamten. Foto: dpa

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