Sauerland-Gruppe war gewarnt

Düsseldorf. Die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Gruppe haben nach Angaben des Bundeskriminalamts während der Anschlagsvorbereitungen erfahren, dass ihnen Ermittler auf der Spur sind

Düsseldorf. Die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Gruppe haben nach Angaben des Bundeskriminalamts während der Anschlagsvorbereitungen erfahren, dass ihnen Ermittler auf der Spur sind. Die Angeklagten hätten bei "Spiegel online" und "Focus" gelesen, dass die Behörden Hinweise verfolgten, wonach die Islamische Dschihad Union (IJU) Anschläge in Deutschland plane, und dass verdächtige Code-Wörter in E-Mails abgefangen worden seien. Dabei sei auch von zwei deutschen Konvertiten die Rede gewesen, berichtete gestern der für den Fall zuständige BKA-Chefermittler als Zeuge vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht.

Angeklagt sind die zum Islam konvertierten Deutschen Daniel Schneider (23, Foto: ddp) aus dem saarländischen Neunkirchen und Fritz Gelowicz (29), der Türke Adem Yilmaz (30) sowie der türkischstämmige Atilla Selek (24). Ihnen wird vorgeworfen, verheerende Autobomben-Anschläge in deutschen Großstädten geplant zu haben und der Terrorgruppe Islamische Dschihad-Union (IJU) anzugehören. Der BKA-Ermittler sagte, die Angeklagten hätten zwar auf die Medienberichte reagiert, die Anschlagsvorbereitungen aber nicht gestoppt, sondern daraufhin ihr Kommunikationsverhalten geändert, sagte der Ermittler. Nur noch Yilmaz habe mit den IJU-Führern "Sul" und "Jaf" in Iran und Pakistan kommuniziert. Zuvor hätten die Männer Sicherheitslücken erörtert.

Die Verteidiger hatten gestern die Aussage des BKA-Ermittlers zu verhindern versucht und ein Verwertungsverbot für alle zentralen Beweismittel beantragt, was vom Gericht jedoch abgelehnt wurde. Sie argumentierten, das Ermittlungsverfahren sei auf Grundlage illegal erlangter Geheimdienst-Informationen der USA eingeleitet worden. Anwalt Axel Nagler behauptete, die eingeleitete "Totalüberwachung" der Männer habe gegen die grundgesetzlich geschützte Menschenwürde verstoßen. "Es wurde abgehört, was nicht schnell genug auf den Bäumen war." Bundesanwalt Volker Brinkmann räumte ein, dass geheimdienstliche Erkenntnisse "eine Rolle gespielt" hätten. Sie seien aber in der Gesamtschau nicht entscheidend gewesen. Der Angeklagte Yilmaz war am dritten Prozesstag vom Verfahren wegen Störungen ausgeschlossen worden. "Ich möchte zurück in meine Zelle", rief er zu Verhandlungsbeginn. dpa

"Es wurde abgehört, was nicht schnell genug auf den Bäumen war."

Verteidiger Axel Nagler

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