Sarkozy ist (fast) wieder da

Paris · Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy geht gestärkt aus der ersten Runde der Départementswahlen hervor. Er verwies den Front National auf Platz zwei. Allerdings liegt die Partei von Marine Le Pen in zahlreichen Wahlkreisen vor der Stichwahl am Sonntag vorne.

Nicolas Sarkozy trat nach der ersten Runde der Départementswahlen in Frankreich auffällig bescheiden auf. "Der Machtwechsel ist im Gange und nichts wird ihn aufhalten", sagte der Ex-Präsident am Sonntagabend ohne jubelnden Unterton. Dabei hat der Chef der konservativen UMP allen Grund zur Freude, denn seine Partei ist seit Sonntag wieder die Oppositionspartei Nummer eins in Frankreich. Der rechtspopulistische Front National (FN) von Marine Le Pen landete hinter der UMP, die zusammen mit ihren Verbündeten auf knapp 30 Prozent kam.

Vergessen ist für die Sarkozy-Partei damit die Schande der Europawahlen im vergangenen Jahr, als der FN zur stärksten Kraft Frankreichs wurde - vor den zerstrittenen Konservativen. "Vorteil Sarkozy" titelte die Zeitung "Le Parisien" gestern. Für den Parteichef, dessen Polit-Comeback im Herbst noch der Schwung fehlte, ist das Ergebnis ein Etappensieg auf seinem Weg zurück in den Elysée-Palast. Die Konservativen hoffen auf eine "blaue Welle" bei der Stichwahl am Sonntag, bei der sie bis zu 70 der 101 Départements gewinnen könnten.

Das bedeutet Rückenwind für Sarkozy vor den parteiinternen Vorwahlen im nächsten Jahr, bei denen die UMP ihren Präsidentschaftskandidaten festlegt. Welche Strategie der 60-Jährige als Spitzenkandidat verfolgen wird, machte er bereits klar: Wie 2012 wirbt er um die Wähler am rechten Rand. So sind seine Forderungen zu verstehen, ein Kopftuchverbot an Universitäten einzuführen und spezielle Menüs für Muslime in den Schulkantinen abzuschaffen.

2012 ging diese Taktik nicht auf: Der Amtsinhaber unterlag dem Sozialisten François Hollande . Doch nach fast drei Jahren wenden sich die Wähler in Scharen vom Präsidenten und seiner Partei ab. Vor allem sein Versagen im Kampf gegen die Rekordarbeitslosigkeit treibt viele in die Arme von Marine Le Pen .

Im Vergleich zu den Kantonalwahlen 2011 legte die Partei der blonden Anwältin am Sonntag landesweit um sechs Prozentpunkte zu und kam wie bei der Europawahl auf rund 25 Prozent.

Bei der Stichwahl am kommenden Wochenende könnte der FN sogar erstmals ein oder zwei der 101 Départements erobern. Das Zwei-Parteien-System, das Frankreich jahrzehntelang geprägt hatte, ist damit auch auf regionaler Ebene überholt.

Allerdings zeichnet sich in der neuen Dreier-Konstellation noch keine Partei ab, die wirklich eine Regierungsmehrheit hat. Die Sozialisten haben sie auf alle Fälle verloren. Denn das linke Lager, das die Wahl Hollandes 2012 unterstützt hatte, ist zerstritten. Der Parti Socialiste (PS) schnitt mit knapp 22 Prozent zwar besser ab als vorhergesagt. Doch die Regierungspartei schaffte es in mehr als 500 der insgesamt gut 2000 Kantone nicht in die zweite Runde. "Wo die Linke gespalten ist, ist sie in Schwierigkeiten", mahnte PS-Chef Jean-Christophe Cambadélis zur Einigkeit. Alle Parteien des linken Lagers zusammen kommen nämlich landesweit auf denselben Prozentsatz wie die UMP und ihre Verbündeten. Allerdings hat die äußerste Linke die Brücken zu Hollande abgebrochen, dessen Politik sie als zu unternehmerfreundlich empfindet. Und so dürfte der PS am Sonntag Dutzende Départements verlieren. Denn von der UMP können die Kandidaten keine Unterstützung erwarten. Im Falle eines Zweikampfes zwischen Sozialisten und dem FN geben die Konservativen nur eine Empfehlung: weder - noch.

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