„Rückgang der Industrie prägt das Saarland“

Olaf Kühne beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Entwicklung von Landschaften im Allgemeinen und speziell mit denen im Saarland. SZ-Redakteur Jörg Wingertszahn sprach mit dem Geografie-Professor, der zurzeit in Weihenstephan lehrt.

Herr Kühne, wie hat sich die Landschaft im Saarland in den letzten 20 Jahren verändert?

Kühne: Auf vielfältige Weise. Im Saarland gibt es einige Veränderungen, die vielleicht nicht einmalig sind, aber doch sehr prägnant. Vor allem die Deindustrialisierung ist bei uns sehr landschaftsprägend. Daneben gibt es allgemeine Trends wie auch im Rest Deutschlands, zum Beispiel mehr Windkraftanlagen oder ein stärkerer Anbau von Mais und Raps. Das verändert die Landschaft deutlich.

Wie wirkt sich die Deindustrialisierung aus?

Kühne: Der Rückgang der Schwerindustrie hat aus stark industrialisierten Landschaften welche gemacht, die heute in die Rubrik Ruinenästhetik fallen. Zudem spielt die Reurbanisierung eine Rolle - gerade in Saarbrücken, wo in der Innenstadt neu gebaut wird. Das vollzieht sich gerade mit sehr großer Intensität. Allerdings ist der Bedarf an Neubauten zum Beispiel in München viel höher.

Landschaft hört ja nicht an der Grenze auf: Brauchen wir ein grenzüberschreitendes Landschaftsmanagement?

Kühne: Wir haben ja schon eine gemeinsame EU-Agrarpolitik, die in ländlichen Räumen wirkt. Allerdings obliegt die Ausgestaltung den jeweiligen nationalen oder sogar regionalen Regierungen. Wenn man das Saarland und Lothringen vergleicht, stellt man fest, wie unterschiedlich diese EU-Agrarförderung ausgelegt wird. In Frankreich ist man sehr viel stärker auf Produktion ausgerichtet, in Deutschland auf den Schutz der Kulturlandschaft - in Luxemburg übrigens noch viel mehr.

Wie sollte man in Zukunft die Landschaft im Saarland gestalten?

Kühne: Die Frage ist, ob wir nicht lernen sollten, uns mit dem Landschaftswandel zu arrangieren - auch mit Windkraft, Speicheranlagen und Netzen.

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