Rote Karte für Gaulands Attacke auf Boateng

Berlin · AfD-Vize Gauland verunglimpft einem Medienbericht zufolge den schwarzen Nationalspieler Boateng, den niemand als Nachbarn haben wolle. Das löst eine Welle der Solidarität für den DFB-Star aus.

Vom Katholikentag ausgeladen teilt die AfD-Spitze gegen die großen Kirchen aus. Parteichefin Frauke Petry bekräftigte gestern die Kritik eines Parteikollegen aus Bayern an der Flüchtlingshilfe der Kirchen. Es gebe eine starke Verflechtung in die Aufnahme von Flüchtlingen, das Bereitstellen von Räumlichkeiten und "damit natürlich eine Partizipation an den staatlichen Mitteln", sagte Petry im Deutschlandfunk . Sie sprach von einem "modernen Ablasshandel". Bei ihrem Engagement habe die Kirche eigene Interessen, sagte Petry. Was sie konkret mit dem Vergleich zum Ablasshandel meinte, erklärte Petry nicht. Beim Ablass in der katholischen Kirche geht es um die Vergebung von Sünden.

Petry kritisierte die Ausladung vom Katholikentag in Leipzig. Die Parteichefin nannte dies ein "unchristliches Verhalten sondergleichen". Sie habe gelernt, dass die Türen der Kirche für jedermann offen seien. Beim Katholikentag gab es zum Abschluss erneut eine Rechtfertigung des Ausschlusses der AfD. Der Katholikentag wende sich gegen alle, die Sorgen und Ängste schürten, sagte Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, das das Laientreffen organisiert. Zuvor hatte er mehrmals betont, man wolle menschenfeindlichen Positionen bei dem Christentreffen kein Podium bieten.

Evangelische und katholische Kirche hatten die Kritik der AfD an der Flüchtlingshilfe scharf zurückgewiesen. Ein Sprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verwies unter anderem auf den dreistelligen Millionenbeitrag, den die christlichen Kirchen kurzfristig aus eigenen Mitteln für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt hatten.

Meinung:

Das Muster der Provokation

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Die rassistische Bemerkung Gaulands, wenn sie denn so gefallen ist, passt ins Muster der AfD-Propaganda. Der eine lanciert einen aggressiven, fremdenfeindlichen, menschenverachtenden oder schlicht bösartigen Spruch in die Medien und löst so die Empörungswelle der verachteten Konsensgesellschaft aus. Dann relativiert ein anderer die Aussage ein wenig, aber nicht zu sehr. Denn die AfD braucht die Hetze und die entsetzten Reaktionen für ihr politisches Leben wie der Fisch das Wasser. Diese rechtsnationale bis nationalistische Partei baut permanent Feindbilder auf, um ihrer Protest- und Angst-Klientel zu ermöglichen, in vorurteilsgeladenen Anti-Reflexen ihre Identität als wahre Deutsche zu pflegen. Worauf das alles zielt? Nur auf eins: Die AfD-Politiker gieren nach der Macht, und sie wollen eine andere Republik, eine, die alle ausgrenzt, die nicht in ihr engstirniges Weltbild passen.

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