Rosenkavalier mit Schlagstöcken

Tbilissi. Mit einer Rose in der Hand trat er mit seinen Anhängern am 22. November 2003 in den Plenarsaal des Parlamentsgebäudes in Tbilissi und unterbrach die Rede von Eduard Schewardnadse. Es war das Ende Schewardnadses und der kometenhafte Aufstieg von Michail Saakaschwili. Jung war er und trat dynamisch die Reformen an

Tbilissi. Mit einer Rose in der Hand trat er mit seinen Anhängern am 22. November 2003 in den Plenarsaal des Parlamentsgebäudes in Tbilissi und unterbrach die Rede von Eduard Schewardnadse. Es war das Ende Schewardnadses und der kometenhafte Aufstieg von Michail Saakaschwili. Jung war er und trat dynamisch die Reformen an. "Mischa", wie die Georgier den 44-Jährigen nennen, krempelte die Polizei um, sagte der Korruption den Kampf an. Er ließ Straßen bauen, der Strom fällt nicht mehr ständig aus. Die Erfolge stellten sich schnell ein.Der Jurist wirkt auch heute noch jung und zuweilen dynamisch. Nach dem Folterskandal ging er gewohnt schlagfertig in die Offensive. Der Innenminister gab seinen Rücktritt bekannt, mehrere Mitarbeiter wurden entlassen. Doch die Liebe des Volkes zu seinem Präsidenten leidet seit Jahren. Das Bild des Rosenkavaliers wandelte sich 2007. Bei Protesten gegen ihn schlug die Polizei auf die Demonstranten ein. Der Ruf des einstigen Hoffnungsträgers war nun auch im Westen ramponiert. Bei späteren Demonstrationen gab es Tote. Wie auch in Gefängnissen. Zudem werfen viele Georgier ihm vor, ihr Land 2008 in einen aussichtslosen Krieg gegen Russland geführt zu haben. Russland ist Saakaschwilis Feind geblieben. Die Bevölkerung wünscht sich dagegen eine Annäherung an den Nachbarn. Saakaschwili - er ist mit einer Niederländerin verheiratet, hat zwei Söhne - gibt sich auch weiter als Demokrat. Diese Rolle nehmen ihm in Georgien aber viele nicht mehr ab. inn

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