Romneys Rückkehr

Washington · Sind aller guten Dinge drei? Zweimal hat Mitt Romney den Einzug ins Weiße Haus schon verpasst. Nun denkt er darüber nach, es 2016 noch einmal zu versuchen. Wird es ein Rennen von Polit-Oldies?

Als Mitt Romney in einer Novembernacht des Jahres 2012 seine Niederlage im Duell ums Weiße Haus quittierte, da schien ein Comeback so gut wie ausgeschlossen. Auch weil er vier Jahre zuvor schon bei den Vorwahlen gegen John McCain gescheitert war. In "Mitt", einem Dokumentarfilm über seine Kandidatur, sagte er von sich selber, von nun an sei er dazu verdammt, das Leben eines "Verlierers auf Lebenszeit" zu führen. Während John Kerry und McCain - 2004 und 2008 unterlegen - auf ihre Senatorenposten zurückkehren konnten, witzelte Romney, er sei nun ewig Rentner. Als ihn die "New York Times" vor zwölf Monaten fragte, ob er je wieder ans Präsidentenamt denke, antwortete er so kategorisch mit einem elffach wiederholten Nein, dass man es ihm wirklich abnahm. Umso überraschender kommt nun die Kehrtwende: Der Republikaner spielt öffentlich mit dem Gedanken, 2016 zum dritten Mal an den Start des Rennens ums Oval Office zu gehen.

"Jeder hier kann seinen Freunden mitteilen, dass ich über eine Bewerbung nachdenke", sagte Romney, so bezeugt es ein Anwesender, während eines Treffens mit rund dreißig potenziellen Spendern in einem New Yorker Hotel. "Ja, ich will Präsident werden." Seine eher zurückhaltende Frau Ann, der man vor zwei Jahren an der Ziellinie des Wahlkampfmarathons ansehen konnte, wie froh sie war, das Rampenlicht endlich verlassen zu können, unterstütze seine Ambitionen, fügte der 67-Jährige hinzu. Ende Januar will Romney seine erste politische Rede seit Langem halten. Der Auftritt im amerikanischen Süden, an der Mississippi State University, soll sein Comeback gleichsam besiegeln. Zu erwarten ist der Monolog eines Politikers, der sich nachträglich im Recht sieht, etwa mit seiner These, wonach Russland die größte geopolitische Gefahr für die Vereinigten Staaten darstellt. 2012 war er wegen der konfrontativen Töne noch ausgelacht worden.

Was auffällt, ist die Eile. Normalerweise hätte der frühere Gouverneur von Massachusetts noch bis zum nächsten Januar Zeit, seine Kandidatur anzumelden. Erst dann steht in der winterlichen Einöde des Maisstaats Iowa der erste Vorentscheid an. Doch zum einen zeichnet sich gerade im konservativen Lager ein denkbar harter Wettlauf ab: Für 2016 rechnen sich die Republikaner beste Chancen aus, die Machtzentrale an der Pennsylvania Avenue zurückzuerobern - umso größer ist der Andrang. Zum anderen hat ein Politiker, dessen Profil in etwa dem Romneys entspricht, seinen Hut de facto bereits in den Ring geworfen. Jeb Bush, ehemals Gouverneur von Florida, gilt als Praktiker der rechten Mitte, deutlich flexibler im Vergleich mit Hardlinern wie Marco Rubio oder Ted Cruz, die ebenfalls eine Bewerbung anpeilen. Würde Romney noch länger warten, wäre Bush kaum noch zu verdrängen aus der Rolle des Favoriten des republikanischen Establishments. Was zur Folge hätte, dass sich die Großspender der Wall Street festgelegt hätten und Romney, einst unangefochten ihr Mann, zu kurz käme.

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