Rösler plant Gesetz gegen Ärztemangel

Berlin. Nach jahrelanger Diskussion will Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP, Foto: dpa) den Ärztemangel auf dem Land nun mit einem Gesetz bekämpfen. In einer gemeinsamen Kommission mit den Ländern sollen möglichst binnen eines halben Jahres die Eckpunkte abgestimmt werden, sagte Rösler gestern in Berlin nach einem Sondertreffen mit den Länder-Gesundheitsministern

Berlin. Nach jahrelanger Diskussion will Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP, Foto: dpa) den Ärztemangel auf dem Land nun mit einem Gesetz bekämpfen. In einer gemeinsamen Kommission mit den Ländern sollen möglichst binnen eines halben Jahres die Eckpunkte abgestimmt werden, sagte Rösler gestern in Berlin nach einem Sondertreffen mit den Länder-Gesundheitsministern. Die Kommission ist eine Art Minimal-Konsens, weil sich Bund und Länder nicht auf ein Rezept gegen den Ärztemangel auf dem Land einigen konnten.

Die Länder wollen mehr Kompetenzen bei der Festlegung, wo wie viele Ärzte und Krankenhäuser gebraucht werden, der sogenannten Bedarfsplanung, wie die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Aygül Özkan (CDU), sagte. Die Planung soll kleinteiliger werden. Auf dieser Basis soll dann versucht werden, Mediziner zum Beispiel mit finanziellen Anreizen aufs Land zu locken oder ihnen die Niederlassung in überversorgten Gebieten zu verwehren. Außerdem sollen Praxen und Kliniken enger zusammenarbeiten.

Rösler erklärte jedoch: "Wir sind uns in einigen Punkten nicht immer einig." Die von den Ländern geforderten Mitspracherechte im Gemeinsamen Bundesausschuss bedeuteten etwa eine tiefgreifende Änderung im System, fügte der Minister an. Weitere Gespräche seien nötig. Als Plattform soll die neue Kommission dienen, die neben Bund und Ländern auch Ärzteorganisationen und Krankenhäuser an einen Tisch bringen soll.

Unter den 395 Bezirken für Praxisärzte gibt es viele mit insgesamt genug Medizinern - obwohl von abgelegenen Orten die Entfernung zum nächsten Arzt oft viele Kilometer beträgt. In vielen ländlichen Regionen mit vielen Älteren fehlt es bereits an Hausärzten, vor allem in Ostdeutschland. Bis 2020 wird es laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung 7000 Hausärzte weniger in Deutschland geben.

Rösler verteidigte seine zunächst zurückhaltende Haltung zu den Ländervorschlägen. Über die Ärzte-Planung hinaus sei es zentral, dass bereits die medizinische Ausbildung stärker auf den Versorgungsmangel abziele. Anreize für Jungmediziner müssten erhöht werden, damit sie sich auf dem Land niederzulassen. Hausbesuche sollten besser bezahlt werden.

Nach den Worten Özkans soll es nicht einfach mehr Ärzte geben. Ziel sei es, Mediziner stärker dorthin zu bringen, wo sie nötig seien. Heute gibt es eine starke Ungleichverteilung: Während es in wohlhabenden Stadtvierteln viele Ärzte gibt, reißen in Problem-Bezirken sowie auf dem Land in Ost und West immer mehr Lücken auf.

Die Krankenkassen warnen vor weiteren Verteuerungen. "Wir haben so viele Ärzte wie noch nie", sagte die Chefin des Kassen-Verbands, Doris Pfeiffer. "In überversorgten Regionen haben wir 25 000 Ärzte zu viel, in unterversorgten Gegenden vor allem auf dem Land fehlen 800 Mediziner." Finanzielle Anreize bewirkten wenig, um einen Mediziner aufs Land zu locken. dpa/dapd

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