Reiche Länder hinken UN-Klimazielen noch hinterher

Bonn. Die Industrieländer wollen den vom Weltklimarat (IPCC) angestrebten Klimaschutz-Zielen für das nächste Jahrzehnt noch nicht folgen

Bonn. Die Industrieländer wollen den vom Weltklimarat (IPCC) angestrebten Klimaschutz-Zielen für das nächste Jahrzehnt noch nicht folgen. Bisher liegen bei den UN-Verhandlungen für eine neues Klima-Abkommen in Bonn Vorschläge auf dem Tisch, die für mehr als 30 dieser Länder - darunter fast alle EU-Staaten und die Schweiz - eine gemeinsame Minderung von Treibhausgasen um 17 bis 26 Prozent bis 2020 (im Vergleich zu 1990) bedeuten. "Diese Spanne ist nicht genug, um das Problem des Klimawandels in den Griff zu bekommen", sagte der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, gestern in Bonn. Auch die Umweltorganisationen kritisierten die Vorschläge als bei weitem nicht ausreichend. Bei den über 30 Ländern - im wesentlichen die Kyoto-Staaten - sind nach der UN-Auflistung nicht mal die USA, Russland und Japan miteingerechnet. Wäre dies der Fall, so würde die Minderung bis 2020 nach Angaben von Umweltorganisationen geschätzt nur rund 5 bis 10 Prozent unter dem Wert von 1990 liegen. Die Vorgabe des IPCC lautet: Emissionsreduzierung von 25 bis 40 Prozent bis 2020 (im Vergleich zu 1990), um größere Risiken für das Leben auf der Erde noch zu verhindern. An dieser Vorgabe orientieren sich auch die Verhandlungen für ein neues globales Klimaschutz-Abkommen, das im Dezember in Kopenhagen als Nachfolgepakt des Kyoto-Protokolls beschlossen werden soll. Die Schwellenländer wie China und Indien sowie ärmere Länder und Umweltorganisationen fordern eine noch höhere Minderung seitens der Industrieländer - ihre Vorschläge liegen bei mindestens 40 Prozent bis 2020. Die ungenügenden Vorschläge der Industrieländer verlangsamten die Verhandlungen, sagte Yvo de Boer. Sie seien aber noch nicht in einer Sackgasse. Nun müssten sich die Industrieländer mehr bewegen und auch alle Länder ihre Karten aufdecken. "Ohne eine klare Minderungszahl auf ihrer Seite wird es kein neues Abkommen geben." Allerdings müsse es zum Erreichen von Zielen auch genügend Flexibilität geben, um die Industrieländer nicht über Maßen zu belasten. Darüber wird bereits in Bonn beraten. dpa

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