Rassenwahn im Internet

Columbia · Dylann Roof soll neun Menschen in Charleston ermordet haben. Vor der Tat hat er ein rassistisches Manifest ins Internet gestellt. Der Hass richtet sich vor allem gegen Afroamerikaner, aber auch Juden, Asiaten und Latinos.

Nach der offenkundig rassistischen Bluttat in einer Kirche in Charleston ist in den USA ein Streit über die Südstaaten-Flagge entbrannt. Tausende Demonstranten - weiße und schwarze - forderten am Wochenende vor dem Parlament von South Carolina, die alte Flagge der Konföderierten des Bürgerkriegs als Symbol für Sklaverei und Unterdrückung abzuhängen.

Dylann Roof soll am Mittwochabend in der Emanuel African Methodist Episcopal Church von Charleston neun Schwarze erschossen haben. Als Reaktion auf die Bluttat waren die US-Flagge und die Flagge des Staates South Carolina vor dem Parlament in Columbia auf Halbmast gesetzt worden - nicht aber die rote Südstaaten-Flagge mit dem blauen Sternenkreuz. Dazu hätte das Parlament von South Carolina seine Zustimmung geben müssen, so die offizielle Begründung.

Tausende Menschen zogen am Samstag zu der im Abendwind knatternden Flagge und verlangten ihre Entfernung. "Wir können uns nicht länger leisten, diese Flagge hier stehen zu lassen", sagte die 95-jährige Aktivistin Sarah Leverette unter dem Beifall der Menge. Die Fahne sei ein Leuchtsignal für diejenigen, die "bösen Überzeugungen" verhaftet blieben - so wird sie etwa vom rassistischen Ku-Klux-Klan genutzt. 370 000 Menschen hatten bis Samstagabend (Ortszeit) ihren Namen unter eine Onlinepetition gegen die Flagge gesetzt. Der frühere republikanische US-Präsidentschaftsanwärter Mitt Romney schrieb auf Twitter : "Es ist Zeit, die Flagge in South Carolina abzuhängen." US-Präsident Barack Obama reagierte umgehend: "Ein wichtiger Hinweis, Mitt", schrieb er. Und nutzte den Kurznachrichtendienst, um erneut für schärfere Waffengesetze zu werben. "Die Rate, mit der wir uns gegenseitig mit Waffen töten, liegt 297 Mal höher als in Japan, 49 Mal höher als in Frankreich, 33 Mal höher als in Israel."

Auch die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton sprach sich für schärfere Waffengesetze aus. Zwar sei der Waffenbesitz "Teil des Gefüges vieler gesetzestreuer Gemeinschaften", sagte Clinton in San Francisco. Das Ziel müsse aber sein, Kriminellen den Zugang zu Waffen zu versperren.

US-Medien entdeckten am Samstag die Website lastrhodesian.com, auf der der 21-jährige Roof auf dutzenden Fotos mit Feuerwaffen und beim Verbrennen der US-Flagge zu sehen ist. "Ich habe Charleston ausgewählt, weil die Stadt (...) zeitweise den landesweit höchsten Anteil von Schwarzen im Vergleich zu Weißen hatte", heißt es in einem Text. "Wir haben keine Skinheads, keinen wirklichen KKK, niemand, der irgendetwas tut außer im Internet reden. Jemand muss den Mut haben, es in der wirklichen Welt zu tun, und ich schätze, dass ich das sein muss." Es folgen Hasstiraden gegen Schwarze, Hispanics und Juden . Ob es sich bei dem Verfasser um Roof handelt, wurde von den Behörden noch überprüft. US-Medien berichteten, die Internetseite sei im Februar unter seinem Namen registriert worden. Der Name "letzter Rhodesier" bezieht sich auf den vom südafrikanischen Apartheidregime unterstützten Staat Rhodesien, dem heutigen Simbabwe.