Putin bereit für Proteste

Moskau · Olympia-Gastgeber Russland ermöglicht nun doch Proteste bei den Spielen in Sotschi. Allerdings unter vielen Bedingungen. Auch bleibt die Bewegungsfreiheit der Gäste nach den Terroranschlägen eingeschränkt.

Fünf Wochen vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi hat der russische Präsident Wladimir Putin das generelle Demonstrationsverbot bei den Spielen aufgehoben. Putin unterzeichnete am Samstag ein Dekret, das während des Sportereignisses Proteste in einer speziellen Zone der Schwarzmeerstadt erlaubt. Allerdings unter strengen Auflagen. Die Demonstrationen müssen bei den städtischen Behörden angemeldet werden. Sie entscheiden dann über Ort oder Strecke der Proteste sowie über die zugelassene Zahl der Teilnehmer. Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte laut Nachrichtenagentur RIA Nowosti, der Präsident habe den örtlichen Verantwortlichen aufgetragen, eine "spezielle Zone" in der Stadt auszuweisen, in der sich Demonstranten "frei" versammeln könnten.

Im August hatte Putin Proteste zu Themen, die nicht mit den Olympischen Spielen zusammenhängen, für die Dauer der Spiele und der anschließenden Paralympics verboten. Mit diesem pauschalen Demo-Verbot stieß er jedoch international auf Kritik. Im Dezember erklärte Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympische Komitee (IOC), das russische Organisationskomitee habe ihm zugesichert, dass Proteste in einer Sonderzone erlaubt würden. Am Samstag begrüßte das IOC Putins Entscheidung. Sie entspreche den Zusicherungen, die der Kremlchef gemacht habe und den Plänen, freie Meinungsäußerung sowie sichere Spiele zu garantieren.

Russlands Führung steht seit langem in der Kritik wegen Repressalien gegen Oppositionelle sowie wegen eines Gesetzes, das die "Propagierung" der Homosexualität gegenüber Minderjährigen unter Strafe stellt. Wegen des Anti-Homosexuellen-Gesetzes riefen bereits einzelne Sportler, Künstler und Politiker zum Boykott der Spiele in Sotschi auf. US-Präsident Barack Obama und Bundespräsident Joachim Gauck kündigten an, nicht nach Sotschi zu reisen.

Putin befindet sich derzeit in Sotschi, um die Vorbereitung der Winterspiele zu kontrollieren. Am Samstag nahm er an den Proben für die Eröffnungszeremonie teil, die streng geheim gehalten wird. Die Olympischen Spiele am Fuße des Kaukasus-Gebirges laufen vom 7. bis 23. Februar. Anschließend finden vom 7. bis 16. März die Paralympics statt.

Die Spiele finden unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt. Die jüngsten Bombenanschläge in Wolgograd rund 700 Kilometer nordöstlich von Sotschi nährten die Sorge vor Gewalttaten während der Spiele. Bei Anschlägen am Eingang des Bahnhofs der südrussischen Stadt waren am vergangenen Sonntag und Montag insgesamt 34 Menschen getötet worden. Bisher bekannte sich niemand zu den Angriffen.

Die deutschen Sicherheitsbehörden rechnen laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" mit weiteren Anschlägen. Wegen der scharfen Sicherheitsvorkehrungen in Sotschi würden sie wohl eher in anderen Städten Russlands Anschläge verüben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort