Privatuniversität kämpft ums Überleben

Düsseldorf. Deutschlands älteste Privatuniversität in Witten/Herdecke kämpft um ihren Fortbestand. Nach der Streichung von Landesmitteln in Millionenhöhe für die Hochschule demonstrierten gestern rund 200 Studenten vor dem Düsseldorfer Landtag

 Deutschlands älteste Privatuniversität in Witten/Herdecke hat 1200 Studenten und 600 Beschäftigte. Foto: dpa

Deutschlands älteste Privatuniversität in Witten/Herdecke hat 1200 Studenten und 600 Beschäftigte. Foto: dpa

Düsseldorf. Deutschlands älteste Privatuniversität in Witten/Herdecke kämpft um ihren Fortbestand. Nach der Streichung von Landesmitteln in Millionenhöhe für die Hochschule demonstrierten gestern rund 200 Studenten vor dem Düsseldorfer Landtag. Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte in einem Gespräch mit einer Delegation der Demonstranten zu, dass die insgesamt 1200 Studenten im Falle einer Schließung von Witten/Herdecke an andere NRW-Hochschulen wechseln könnten.

Man werde den Studenten im Notfall "unbürokratisch" helfen, sagte ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums. Zugleich habe Minister Pinkwart im Gespräch mit den Studenten die Entscheidung des Landes als zwingend verteidigt. Nun sei die Hochschule am Zuge.

Unterdessen trat der Chef der Universität zurück. Präsident Birger Priddat stellte sein Amt "mit sofortiger Wirkung zur Verfügung". Die Position des Landes sei für den bisherigen Geschäftsführer der privaten Hochschule "nicht nachvollziehbar", teilte die Universität mit. Priddat habe sich dennoch zum Rücktritt entschlossen, um Schaden von der Hochschule abzuwenden und die Voraussetzung für einen Neuanfang zu schaffen.

Der Betriebsrat der Hochschule forderte das Land dazu auf, die Hochschule vor dem drohenden Aus zu retten. In Ruhrgebiet würden ansonsten zahlreiche Arbeitsplätze verloren gehen. Neben den 600 Hochschul-Beschäftigten hingen weitere 2000 Jobs in der Region von der Bildungseinrichtung ab.

Die private Universität muss in diesem Jahr auf eine Landeszuwendung in Höhe von 4,5 Millionen Euro verzichten. Pinkwart hatte die Entscheidung damit begründet, dass die Hochschule die ordnungsgemäße Geschäftsführung nicht nachweisen könne und keinen Wirtschaftsplan vorgelegt habe. Der Jahresetat der Hochschule liegt bei rund 30 Millionen Euro. Auch den Zuschuss für 2007 in Höhe von rund drei Millionen Euro wird das Land zurückfordern. Die Hochschule habe einräumen müssen, dass ihre Einnahmen 2007 um den Zuschussbetrag höher gewesen seien, als sie dem Land gegenüber zum Zeitpunkt der Zahlung geltend gemacht hatte, erklärte das Forschungsministerium.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte eine Verstaatlichung der Hochschule durch das Land Nordrhein-Westfalen. Die Arbeitsplätze der Hochschulbeschäftigten sollten so gesichert werden, sagte der GEW-Landesvorsitzende Andreas Meyer-Lauber. Die Universität hatte sich am Mittwoch von der Streichung der Landesförderung "völlig überrascht" gezeigt. Die Universitätsleitung wies die Vorwürfe zurück.

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