Poroschenko sieht „Wende“ in Ostukraine

Kiew/Moskau · Bei Gesprächen in Berlin hat die ukrainische Führung die Rückkehr an den Verhandlungstisch zugesagt. Doch nach jüngsten militärischen Erfolgen gegen die Aufständischen will sie davon wenig wissen.

Inmitten der Bemühungen um eine Waffenruhe hat die ukrainische Armee mehrere Hochburgen prorussischer Separatisten zurückerobert. Staatspräsident Petro Poroschenko sprach von einem "Wendepunkt" nach wochenlangen Gefechten und befahl die Fortsetzung der "Anti-Terror-Offensive". Die Armee rückte gestern auf Donezk vor, wo sich Aufständische verschanzt halten.

Soldaten hissten symbolträchtig die blau-gelbe Flagge des Landes auf den Rathäusern. Poroschenko befahl, Lebensmittel in die befreiten Orte zu bringen. Nach Angaben der russischen Agentur Ria Nowosti begannen in Slawjansk umfangreiche Personenkontrollen, zahlreiche Verdächtige seien festgenommen worden.

Die Aufständischen wollten nicht von einer Niederlage reden. Die Kämpfer seien nicht vor der Armee geflohen, sondern sie hätten zum Schutz der Zivilbevölkerung die Stellung gewechselt, sagte der Separatistenanführer Andrej Purgin. "Unser Widerstand ist nicht gebrochen." Igor Girkin von der "Volkswehr" sagte, nach dem Vorrücken der Regierungskräfte mit Artillerie, Panzerfahrzeugen und Hubschraubern hätten die Kämpfer die Stellungen nicht mehr halten können. Die Aufständischen würden ihre Kräfte nun in Donezk sammeln. Am Rande der Millionenmetropole kam es zu Gefechten.

Russland kritisierte die Gefechte scharf. Es sei "zutiefst beunruhigend", dass die vereinbarten Verhandlungen der ukrainischen Führung mit den Aufständischen nicht stattgefunden hätten, sagte Außenminister Sergej Lawrow in einem Telefonat mit seinem deutschen Kollegen Frank-Walter Steinmeier (SPD ). Lawrow forderte, bei einem Krisentreffen müsse eine neue Feuerpause in dem krisengeschüttelten Nachbarland vereinbart werden. Die ukrainische Führung reagierte auf den Appell zu Verhandlungen zurückhaltend. "Bei den Gesprächen kann es eigentlich nur um die bedingungslose Waffenabgabe der Kämpfer sowie um die Freilassung der Gefangenen gehen", betonte Andrej Lyssenko vom Nationalen Sicherheitsrat. Die Regierung sei zudem zu Verhandlungen über eine Sicherung der Grenze durch Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa bereit.

Poroschenko sagte, die Erfolge gäben ihm recht, dass er die Waffenruhe nicht verlängert habe. "Die Kämpfer haben die Feuerpause nicht unterstützt. Jetzt erhalten sie ihre verdiente Strafe dafür", sagte er.

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