Polizisten beim Ku-Klux-Klan

Stuttgart. Zwei baden-württembergische Polizisten waren Mitglieder einer Ku-Klux-Klan-Sektion und haben an Ritualen im Raum Schwäbisch Hall teilgenommen

 Eine Zeremonie des Ku-Klux-Klan im US-Staat-Virginia. Foto: dpa

Eine Zeremonie des Ku-Klux-Klan im US-Staat-Virginia. Foto: dpa

Stuttgart. Zwei baden-württembergische Polizisten waren Mitglieder einer Ku-Klux-Klan-Sektion und haben an Ritualen im Raum Schwäbisch Hall teilgenommen. Ermittlungen rund um den Mord an ihrer Kollegin Michèle Kiesewetter hätten die dubiose Nähe der beiden Bereitschaftspolizisten aus Böblingen zum rassistischen Geheimbund aufgedeckt, bestätigte ein Sprecher des Innenministeriums gestern in Stuttgart.Die junge Beamtin war 2007 in Heilbronn erschossen worden. Die Bundesanwaltschaft erklärte gestern auf Anfrage erneut, der Mord lasse sich ausschließlich den drei Mitgliedern der Zwickauer Neonazi-Terrorzelle NSU zurechnen. Es gebe keine Hinweise, dass sich andere an dem Mordanschlag beteiligt hätten.

Die beiden Polizisten gehörten nach Angaben des Innenministeriums kurzzeitig der Gruppierung "European White Knights of KKK" an. Auf die beiden Beamten seien die Ermittler durch Hinweise des Landesamtes für Verfassungsschutz aufmerksam geworden, teilte der Sprecher von Innenminister Reinhold Gall (SPD) mit. Aus dem Material habe sich ergeben, dass ein Beamter 2002 ein halbes Jahr, der andere kürzer dem Geheimbund angehört habe. Sie seien aus eigenem Antrieb wieder ausgetreten.

Die Beamten hätten disziplinarrechtliche Folgen zu tragen gehabt, seien aber noch im Dienst, sagte der Sprecher. Beide arbeiteten damals bei der Bereitschaftspolizei Böblingen, zu der auch Michèle Kiesewetter gehörte. "Sie kannten sich von Berufs wegen", sagte der Ministeriumssprecher. Einer der beiden war der damalige Gruppenführer der jungen Beamtin, der andere ein Kollege. Einer der beiden heute 32 und 42 Jahre alten Männer war laut Ministerium per Ritterschlag in die KKK-Sektion aufgenommen worden, die damals rund 20 Mitglieder hatte.

Der SPD-Politiker Sebastian Edathy zeigt sich bestürzt über den Vorgang. "Ich bin darüber erschüttert, dass deutsche Polizisten Mitglied in einer rassistischen Organisation wie dem Ku-Klux-Klan waren", sagte der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag dem Nachrichtenportal "Spiegel Online". "Noch unerträglicher allerdings finde ich, dass sie nach wie vor im Polizeidienst sind."

Dass die Akten zu den Ku-Klux-Klan-Mitgliedern in den Unterlagen des Bundestags-Untersuchungsausschusses zu den NSU-Morden gefunden wurden, sei nicht verwunderlich, erläuterte der Ministeriumssprecher. Denn bei einem Mordfall werde sowohl das berufliche als auch das persönliche Umfeld des Opfers überprüft. dpa

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