Polizei registriert mehr Gewaltausbrüche

Berlin. In der Öffentlichkeit kommt es immer öfter zu Gewaltausbrüchen. Oft fließt vorher Alkohol. 72 904 Mal registrierte die Polizei im vergangenen Jahr gefährliche oder schwere Körperverletzung auf Deutschlands Straßen, Wegen oder Plätzen. Es ist ein Anstieg von 9,1 Prozent

Berlin. In der Öffentlichkeit kommt es immer öfter zu Gewaltausbrüchen. Oft fließt vorher Alkohol. 72 904 Mal registrierte die Polizei im vergangenen Jahr gefährliche oder schwere Körperverletzung auf Deutschlands Straßen, Wegen oder Plätzen. Es ist ein Anstieg von 9,1 Prozent. Insgesamt aber ist es laut neuester Kriminalitätsstatistik etwas sicherer geworden in der Bundesrepublik - entsprechend unterschiedlich sind die Deutungen.

Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU, Foto: dpa) betonte: "Deutschland ist ein sicheres Land." Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), Vorsitzender der Innenministerkonferenz, meinte, der Anstieg an Gewalt auf der Straße relativiere das Gesamtergebnis. Und der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, sagte: "Polizeibeamtinnen und -beamten schlägt zunehmend massive Gewalt entgegen."

In den großen Zahlentopf der Statistiker fließt alles, was die Polizei an Delikten registriert. 40 Prozent der 6,11 Millionen Fälle sind Diebstähle, 14,5 Prozent entfallen auf Betrug, 13,1 Prozent auf Sachbeschädigungen. Aufhorchen lassen einige Details.

Beispiel Jugendgewalt: Bereits seit einiger Zeit geht das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen von weniger Gewaltkriminalität Jugendlicher aus. Nun zeigt sich auch in der Statistik: 2007 gab es hier noch ein Plus von 4,9 Prozent - nun ging die Zahl entsprechender Tatverdächtiger um 5,9 Prozent zurück. Mehr Aufklärungsarbeit, vor allem in den Schulen, soll gewirkt haben.

Beispiel Betrug mit EC- und Kreditkarten: Einen sprunghaften Anstieg auf mehr als 10 000 Fälle gab es bei Betrug mit geklauten Daten von Zahlungskarten. Die Betrüger manipulieren Geldautomaten mit Aufsatzgeräten, lesen die Daten von EC-Karten aus und machen von den Karten dann mit Rohlingen Kopien, um Konten leerzuräumen. Dagegen gingen Betrügereien mit Debitkarten, die mit Unterschrift ohne PIN zum Lastschriftverfahren dienen, stark zurück. Hier werden Kassierer in Geschäften heute gewarnt, wenn eine Karte gesperrt ist.

Insgesamt gab es bei den meisten Delikten leichte Rückgänge - insbesondere bei Gewalt aber auf hohem Niveau. "Selbst kleine Verbesserungen bedeuten lange nicht, dass wir hier eine Trendwende haben", sagte Mäurer. 210 880 dieser Gewaltfälle waren es 2008. Die vom Bundesinnenministerium herausgegebene Kriminalstatistik stellt den Rückgang um 3,2 Prozent hingegen schon als Trend dar - Opferbefragungen hätten bereits seit längerem auf einen Rückgang hingedeutet.

Mehr der geklärten Gewaltdelikte wurden unter Alkoholeinfluss verübt - innerhalb eines Jahres stieg der Anteil von 27 auf fast 33 Prozent. Insbesondere bei den sich häufenden Körperverletzungen waren oft Schnaps, Wein oder Bier im Spiel. Gewalt, oft in Verbindung mit übermäßigem Alkoholgenuss, müsse weiterhin als Geißel der Gesellschaft gelten, mahnte Freiberg.

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