"Personaldebatte wäre völlig falsch"

Mit einem Tag Abstand: Wie erklären Sie es sich, dass der Linken der Einzug in beide Landtage nicht gelungen ist?Gysi: Dafür gibt es mehrere Gründe. Der wichtigste ist, dass die Themen Atomenergie und Stuttgart 21 zu wenig mit meiner Partei verbunden wurden, sondern mit den Grünen

Mit einem Tag Abstand: Wie erklären Sie es sich, dass der Linken der Einzug in beide Landtage nicht gelungen ist?Gysi: Dafür gibt es mehrere Gründe. Der wichtigste ist, dass die Themen Atomenergie und Stuttgart 21 zu wenig mit meiner Partei verbunden wurden, sondern mit den Grünen. Der zweite Grund besteht darin, dass in Baden-Württemberg eine taktische Überlegung vorherrschte, wonach es Grüne und SPD zusammen schaffen könnten und ein Einzug der Linken in den Landtag möglicherweise zu einer Großen Koalition führen würde. Und die wollten viele verhindern, die zwischen uns und den Grünen oder der SPD schwankten.

Müssten die Linke nicht mehr dafür tun, damit ein rot-rot-grünes Bündnis von vornherein als wählbare Alternative angesehen wird?

Gysi: Es muss sicher noch etwas Zeit vergehen, damit eine solche Möglichkeit selbstverständlicher wird. Die SPD muss sich allerdings fragen lassen, warum sie in Baden-Württemberg einen grünen Ministerpräsidenten akzeptiert, nicht aber in Sachsen-Anhalt oder anderswo einen linken Regierungschef. Das kann sie niemandem glaubwürdig erklären.

Für die Westausdehnung Ihrer Partei waren das zwei erhebliche Rückschläge. Ist diese Strategie erst einmal tot?

Gysi: Nein, auf keinen Fall. Ich erinnere mich auch noch gut an die Bundestagswahlergebnisse für uns in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, die sahen ganz anders aus. Wir sind in 13 Landtagen präsent und werden in Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin sicher gut abschneiden. Jetzt müssen wir eben noch einmal fünf Jahre warten in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Man braucht in der Politik auch Geduld.

Eine Kommunismusdebatte ist für die Westausdehnung sicher nicht hilfreich.

Gysi: Die ist auch im Osten nicht besonders hilfreich gewesen.

Fehlt im Westen nach dem Weggang von Oskar Lafontaine eine Identifikationsfigur für die Linke?

Gysi: Ein Gesicht wie Oskar Lafontaine ist nicht zu ersetzen, auch wenn sich Klaus Ernst sehr engagiert.

Wird es jetzt eine Personaldebatte um die beiden Vorsitzenden Klaus Ernst und Gesine Lötzsch geben?

Gysi: Das wäre völlig falsch. Ich glaube auch nicht, dass eine solche Debatte jetzt kommt.

Sollte Lafontaine wieder zurückkehren auf die Bundesbühne? Er ist wieder gesund, sagt er.

Gysi: Aber er sagt mir auch andere Dinge. Nein, so ein Hin und Her wird es nicht geben, aber er bleibt aktiv.

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