Papstbesuch lässt viele Fragen offen Bizarre Gerüchte um Rücktritt Benedikts

Berlin. Papst Benedikt XVI. hat Deutschland nach seinem Besuch mit vielen offenen Fragen zurückgelassen. Kirchenkritiker äußerten sich gestern ebenso enttäuscht wie Vertreter der evangelischen Kirche. Nach den Worten von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zeigte sich Benedikt XVI. bei seiner viertägigen Deutschlandreise unnachgiebig

 Papst Benedikt XVI. im Sonnenuntergang bei seiner Abreise aus Freiburg. Foto: Seeger/dpa

Papst Benedikt XVI. im Sonnenuntergang bei seiner Abreise aus Freiburg. Foto: Seeger/dpa

Berlin. Papst Benedikt XVI. hat Deutschland nach seinem Besuch mit vielen offenen Fragen zurückgelassen. Kirchenkritiker äußerten sich gestern ebenso enttäuscht wie Vertreter der evangelischen Kirche. Nach den Worten von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zeigte sich Benedikt XVI. bei seiner viertägigen Deutschlandreise unnachgiebig. "Innerkirchliche Kritik wird zu schnell als illoyal und ungehorsam hingestellt, statt zu sehen, dass sie aus Sorge erfolgt", sagte der engagierte Katholik. Konkrete Lösungsvorschläge für die aktuellen Probleme lieferte der Papst nicht. Vielmehr öffnete er mit seiner Anregung, die Kirche soll auf ihre staatliche Privilegien verzichten, noch ein weiteres Diskussionsfeld. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, wertete die Forderung nach einer Entweltlichung der Kirche als Signal zum Innehalten. Dem Papst gehe es nicht um die Abschaffung der Kirchensteuer oder des Religionsunterrichts.

Benedikt hatte am Sonntag in Freiburg zum Abschluss seines Deutschland-Besuchs argumentiert: "Die von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben." Welche staatlichen Vorrechte der Papst meinte, sagte er nicht. Zu den Privilegien gehören in Deutschland die staatliche Einziehung der Kirchensteuer, die finanziellen Staatsleistungen an die Kirchen, der Religionsunterricht an staatlichen Schulen und die theologischen Fakultäten an den Universitäten. Solche Privilegien binden die Kirche bis zu einem gewissen Grad natürlich auch ein und können so als Last empfunden werden.

Zollitsch räumte ein, dass das Kirchenoberhaupt die deutschen Katholiken vor Herausforderungen gestellt habe. Darüber müsse die Bischofskonferenz auf ihrer Vollversammlung in Fulda reden. Der Papst habe die konkreten Probleme nicht angesprochen, weil es ihm um die grundsätzliche Frage des Glaubens gehe.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick warnte vor zu schnellen Rückschlüssen und voreiliger Kritik am Papst. Der Tübinger Theologe und ausgewiesene Papst-Kritiker Hans Küng sagte, Benedikt habe mit versteinertem Herz auf die Reformanliegen der meisten deutschen Christen reagiert und sei zudem ein Haupthindernis für die ökumenische Verständigung mit der evangelischen Kirche. dpa

Vatikanstadt. Spekulationen um den Gesundheitszustand des Papstes sind ein Lieblingsthema nicht nur italienischer Medien. Im langen Pontifikat von Johannes Paul II. (1978-2005) schloss sich daran oft die Frage nach einem denkbaren Rücktritt des Pontifex an, auch wenn dies mit Persönlichkeit und Amtsverständnis des polnischen Papstes unvereinbar war. Wie aus heiterem Himmel lancierte jetzt eine römische Zeitung die Schlagzeile, Benedikt XVI. wolle zu seinem 85. Geburtstag zurücktreten. Das wäre im April des kommenden Jahres.

 Papst Benedikt XVI. im Sonnenuntergang bei seiner Abreise aus Freiburg. Foto: Seeger/dpa

Papst Benedikt XVI. im Sonnenuntergang bei seiner Abreise aus Freiburg. Foto: Seeger/dpa

Konkrete Anhaltspunkte für seine Hypothese nannte Antonio Socci im "Libero" nicht . Im Vatikan konnte man sich auf den Artikel keinen Reim machen. Konkrete und neue Erkenntnisse dazu habe er nicht, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Sonntag. "Dem Papst geht es gut, er ist bei guter Gesundheit", versicherte Lombardi am Sonntag in Freiburg. kna

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