Papst empfängt Limburger Bischof

Rom/Limburg · Eine Woche weilt der Limburger Bischof schon in Rom. Nun zeigt Papst Franziskus erbarmen und empfängt Tebartz-van Elst. Massive Kritik gibt es auch an den Bistümern hierzulande. Sie sollen mehr Geld haben als bekannt.

Papst Franziskus wird den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst empfangen. Wie aus Vatikankreisen verlautete, ist die Audienz für heute geplant. Laut "Bild" soll auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner dabei sein, zu dessen Kirchenprovinz das Bistum Limburg gehört.

Tebartz-van Elst steht seit Wochen unter anderem wegen der auf 31 Millionen Euro explodierten Kosten beim Bau der Bischofsresidenz unter Druck. Zudem soll er falsche eidesstattliche Erklärungen zu einem Erste-Klasse-Flug nach Indien abgegeben haben, weswegen die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl beantragt hat.

Seit einer Woche hält sich der Limburger Bischof deshalb in Italiens Hauptstadt zu Gesprächen auf. Getroffen hat er den Präfekten des Päpstlichen Hauses, Kurienerzbischof Georg Gänswein, und den Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet. Der Kardinal spricht neben dem Papst das gewichtigste Wort, sollte es zu einer Amtsenthebung kommen. Hatte Ouellet, Tebartz-van Elst, anfänglich zunächst noch "volles Vertrauen" ausgesprochen, soll er inzwischen zu einer wesentlich kritischeren Einschätzung gelangt sein, berichtet die "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (F.A.S.).

Der Limburger Bischof hingegen sei weiter nicht bereit, sein Amt freiwillig aufzugeben. Er gehe davon aus, eine immer markanter hervortretende Mitschuld der Bistumsgremien werde für seine Entlastung sorgen, heißt es in der F.A.S. Seit Freitag prüft eine Untersuchungskommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz mit Sitz in Bonn Kosten und Entscheidungswege beim Bau des neuen Diözesanzentrums am Limburger Dom.

Im Vatikan wird erwartet, dass auch Franziskus vor einem formellen Absetzungsverfahren den Bericht der Prüfungskommission der Deutschen Bischofskonferenz abwarten wird. Es sei "eine Frage von Wochen, aber nicht von Monaten" bis der Bericht vorliege, hieß es in Kirchenkreisen.

Unterdessen hat der Bruder des umstrittenen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst Berichte über eine Autismus-Erkrankung des Kirchenmannes zurückgewiesen. "Als Bruder des Bischofs von Limburg und als Arzt kann ich aufgrund meiner Fachkenntnis und meiner Kenntnis der Biografie meines Bruders klar erklären, dass er weder an einem Asperger-Syndrom noch an einer anderen Variante von Autismus leidet", erklärte der Freiburger Psychiatrie-Professor Ludger Tebartz-van Elst gestern.

Derweil wurde bekannt, dass Deutschlands katholische Bistümer weiterhin erhebliche Millionenvermögen verschweigen, die in gesonderten Haushalten oder grauen Kassen gelagert werden. Allein das Bistum Limburg des umstrittenen Tebartz-van Elst soll seit 65 Jahren Kirchensteuereinnahmen von geschätzt 300 Millionen Euro in eine graue Kasse verschoben haben, wie der "Spiegel" vorab berichtete. Die Millionen wurden demnach nicht im Bischöflichen Stuhl verbucht, sondern in einem bisher kaum bekannten Vermögenshaushalt des Bistums. In Hamburg bezifferte ein Kirchensprecher die Rücklagen der Erzdiözese auf "Spiegel"-Anfrage auf 156 Millionen Euro. In der vorigen Woche hatte die Diözese das Vermögen noch mit 35 Millionen Euro angegeben.

Auch das Bistum Münster verschwieg demnach stattliche Werte: Vergangene Woche sei das Vermögen des Bischöflichen Stuhls mit nur 2,37 Millionen Euro bezifferte worden. Nicht genannt seien aber 38 Immobilien mit einer Gesamtnutzfläche von über 17 000 Quadratmetern sowie Wald- und Landgebiete von insgesamt 3,1 Millionen Quadratmetern.

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