Papst beruft Rat der Weisen

Vatikanstadt. Papst Franziskus macht offenbar ernst mit einer umfassenden Reform der römischen Kurie. Am Wochenende berief er eine Kommission von acht Kardinälen aus allen Kontinenten, die Vorschläge für eine Neuorganisation der katholischen Kirchenleitung erarbeiten sollen. Und nicht nur das: Die Kommission soll den Papst auch bei der Leitung der Weltkirche beraten

 Papst Franziskus will die Kirchenverwaltung mit einem Expertengremium umkrempeln. Foto: dpa

Papst Franziskus will die Kirchenverwaltung mit einem Expertengremium umkrempeln. Foto: dpa

Vatikanstadt. Papst Franziskus macht offenbar ernst mit einer umfassenden Reform der römischen Kurie. Am Wochenende berief er eine Kommission von acht Kardinälen aus allen Kontinenten, die Vorschläge für eine Neuorganisation der katholischen Kirchenleitung erarbeiten sollen. Und nicht nur das: Die Kommission soll den Papst auch bei der Leitung der Weltkirche beraten.

Die Rufe nach einer Reform der römischen Kurie sind so alt wie diese selbst. Doch zuletzt schien die Kritik eine neue Qualität erreicht zu haben: Nicht nur Kardinäle aus der Weltkirche beschwerten sich über eine Bevormundung der Ortskirchen und Ineffizienz in der vatikanischen Verwaltung. Auch Kurienkardinäle forderten einen kollegialeren Regierungsstil und beklagten sich darüber, dass selbst Leiter von Kurienbehörden oft monatelang auf einen Termin mit dem Papst warten müssten.

Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. hatte sich an das riskante Reformvorhaben nicht herangewagt. Der frühere Theologie-Professor war eher ein Mann des Wortes, nicht der Verwaltung. Das überließ er anderen, vor allem seinem Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Dem Italiener hielt er bis zuletzt die Treue, auch wenn die Kritik an dessen Amtsführung immer lauter wurde, vor allem nach der Affäre um Holocaust-Leugner Williamson.

In der nun berufenen Kommission sind viele bekannte Namen, angefangen mit ihrem "Koordinator", Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga aus Honduras. Der Präsident von Caritas Internationalis ist einer der profiliertesten Kardinäle weltweit.

Auffallend ist die klare Dominanz der Weltkirche: Mit Kardinal Giuseppe Bertello ist gerade mal ein vatikanischer Repräsentant in dem Gremium vertreten. Dieser ist der Regierungschef des Vatikanstaates. Der zweite Italiener in der Kommission ist der Bischof von Albano, Marcello Semeraro, der als Sekretär fungiert. Die weiteren Mitglieder sind bis auf eine Ausnahme amtierende Erzbischöfe großer Diözesen: Sean Patrick O'Malley von Boston, George Pell von Sydney, Laurent Monsengwo Pasinya von Kinshasa, Oswald Gracias von Bombay und Kardinal Marx von München und Freising. Bemerkenswert ist auch, dass Lateinamerika mit zwei Mitgliedern vertreten ist: Neben Maradiaga gehört auch der emeritierte Kardinal von Santiago de Chile, Francisco Javier Errazuriz Ossa, der Kommission an.

 Papst Franziskus will die Kirchenverwaltung mit einem Expertengremium umkrempeln. Foto: dpa

Papst Franziskus will die Kirchenverwaltung mit einem Expertengremium umkrempeln. Foto: dpa

Der erste Schritt hin zu einer stärker kollegialen Führung der katholischen Kirche scheint indes getan. Wo der Weg unter Papst Franziskus hinführt, bleibt einstweilen noch offen. Ein wesentlicher Punkt der Reform dürfte die Rolle des Staatssekretariats sein: Hier hatten zuletzt viel Kurienkardinäle eine übergroße Machtfülle und eine Allzuständigkeit dieser Kurienbehörde beklagt. Mit schnellen Ergebnissen ist nicht zu rechnen. Die erste offizielle Zusammenkunft der Kommission ist im Oktober. In Kontakt mit den Kardinälen steht der Papst jedoch schon jetzt. kna

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