Panama-Affäre bringt Le Pen in Bedrängnis

Die Enthüllungen um Briefkastenfirmen in Panama treffen nun auch das Umfeld des rechtsextremen Front National. Unklar ist, welche Rolle Parteichefin Marine Le Pen dabei spielt.

Marine Le Pen stellt sich gerne als Anwältin der kleinen Leute dar, die brav ihre Steuern zahlen. Doch spätestens gestern wurde dieses Bild der Chefin des rechtspopulistischen Front National (FN) demontiert. Die Zeitung "Le Monde ", die zusammen mit der "Süddeutschen" den Skandal um die "Panama Papers" enthüllte, beschrieb ein "ausgeklügeltes Offshore-System" enger Vertrauter Le Pens zum Zweck der Steuerhinterziehung. "Es wurde benutzt, um Geld aus Frankreich mittels Briefkastenfirmen und falscher Rechnungen wegzuschaffen, um den Behörden zu entkommen."

Im Mittelpunkt des Betrugssystems steht Frédéric Chatillon, ein Studienfreund Le Pens und Chef des Unternehmens Riwal, das im Wahlkampf 2012 die Kommunikation für den FN übernahm. Direkt nach den Präsidentschaftswahlen im Mai schickte Chatillon sich an, mit Hilfe von Le Pens Wirtschaftsberater Nicolas Crochet 316 000 Euro für Riwal außer Landes zu bringen. Dazu gründete er laut "Le Monde " eine Briefkastenfirma namens Time Dragon, eine hundertprozentige Filiale von Carson Asia Limited, die wiederum auf die panamaische Kanzlei Mossack Fonseca zurückgeht - also genau die Firma, die im Mittelpunkt des Skandals um die Panama-Papiere steht. Dass in Frankreich auch eine Partei von den Enthüllungen betroffen ist, hatte "Le Monde " bereits am Montag angedeutet. Marine Le Pen reagierte umgehend und ließ erklären: "Der Front National ist nicht in die Affäre der Panama-Papiere verwickelt und wird nicht hinnehmen, dass eine skandalöse Vermischung auf seine Kosten betrieben wird." Le Pens Vize Florian Philippot wies darauf hin, dass Chatillon im FN kein Amt habe. Bereits seit vergangenem Jahr ist Chatillons Firma Riwal im Visier der französischen Justiz. Ihr wird vorgeworfen, den 525 FN-Kandidaten der Parlamentswahlen 2012 überteuertes Wahlkampfmaterial für mehr als 16 000 Euro verkauft zu haben, um das Geld hinterher wieder vom Staat als Erstattung der Wahlkampfkosten zurückzufordern. Die Kandidaten wurden gezwungen, die Plakate, Propagandazettel und Web-Auftritte zu übernehmen. Wer das Geld dafür nicht aufbringen konnte, erhielt von Le Pens Mini-Partei Jeanne, die sie nur zu Wahlkampfzwecken schuf, einen Kredit zu überhöhten Zinsen. Geld, "das Marine Le Pen als Notgroschen für die Präsidentschaftswahlen 2017 nutzen könnte", schrieb "Le Monde ". Die Justiz schätzt die Summe, die Riwal und Jeanne so auf Umwegen einstrichen, auf zehn Millionen Euro. Gegen den Schatzmeister des FN, Wallerand de Saint-Just, wurde deshalb im Herbst ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dass in den Skandal um die Panama-Papiere auch der FN-Gründer Jean-Marie Le Pen verwickelt ist, dürfte die Partei weniger stören, da der 87-Jährige ausgeschlossen wurde. Der Vater von Marine Le Pen soll über seinen früheren Butler, Gérald Gérin, eine Offshore-Firma unterhalten, in der ein Teil seines Vermögens geparkt ist. Auch dieses Unternehmen, Balerton Marketing, mit einem Vermögen von 2,2 Millionen Euro, taucht in den Listen von Mossack Fonseca auf. Die französische Anti-Geldwäschebehörde Tracfin ist Jean-Marie Le Pen deshalb bereits seit Monaten auf der Spur.

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HintergrundFrédéric Chatillon hatte bereits am Montag auf seiner Facebook-Seite geschrieben, er habe "Le Monde " Dokumente zur Verfügung gestellt, die beweisen würden, dass die Aktivitäten "absolut legal" gewesen seien. Er habe in Asien investieren wollen, weil es dort die beste Rendite gegeben habe. Sein Unternehmen habe "in aller Legalität" dort investiert, betonte Chatillon. red

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