Öffentlicher Dienst ringt um Tarifeinigung

Potsdam. Zu Beginn der dritten Tarifrunde für den öffentlichen Dienst haben Arbeitgeber und Gewerkschaften zwar Kompromissbereitschaft signalisiert, am Abend gab es aber noch keine entscheidenden Fortschritte

Potsdam. Zu Beginn der dritten Tarifrunde für den öffentlichen Dienst haben Arbeitgeber und Gewerkschaften zwar Kompromissbereitschaft signalisiert, am Abend gab es aber noch keine entscheidenden Fortschritte. Nach gestern verhandeln die Gewerkschaften Verdi und dbb Tarifunion in Potsdam auch heute weiter mit dem Bund und den Kommunen über Lohnerhöhungen für rund zwei Millionen öffentliche Beschäftigte."Es wird sicher nicht einfach", sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, der als Verhandlungsführer für den Bund auftritt. Aber die Gewerkschaften hätten die Bereitschaft zum Kompromiss gezeigt. "Ich bin optimistisch, dass wir in der dritten Runde eine Einigung erzielen werden", sagte der CSU-Politiker.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, zeigte sich ebenfalls weit weniger kämpferisch als zuletzt. Die zwei Warnstreikwellen der vergangenen Wochen hätten gezeigt, dass die Streikbereitschaft der Arbeitnehmer hoch sei. Die bundesweiten Ausstände hatten vielerorts zu Beeinträchtigungen geführt, etwa in Kindertagesstätten, bei der Müllabfuhr oder am Dienstag im Flugverkehr.

"Wir gehen mit Rückenwind in die Verhandlungen", sagte Bsirske. Eine so hohe Beteiligung an Warnstreiks habe es seiner Erinnerung nach noch nie gegeben. Die Chancen einer Einigung während der dritten Verhandlungsrunde schätze er mit 50 zu 50 ein, sagte Bsirske.

"Für einen Kompromiss gibt es Spielraum, das ist klar", hatte der Verdi-Chef zuvor bereits im Deutschlandradio Kultur gesagt. Eine Tarifrunde, bei der die Gewerkschaft bekomme, was sie eingangs gefordert habe, "hat es wohl in den letzten 50 Jahren nicht gegeben".

Allerdings müsse ein Kompromiss höher liegen als die von den Arbeitgebern angebotenen 3,3 Prozent Lohnsteigerungen über zwei Jahre und die angebotene Einmalzahlung von 200 Euro, erklärte Bsirske. Verdi fordert 6,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber einen Zuschlag von 200 Euro pro Monat. "3,3 Prozent wären selbst auf zwölf Monate bezogen zu wenig", sagte Bsirske und schränkte damit den Verhandlungsspielraum ein. Der Verhandlungsführer der dbb Tarifunion, Frank Stöhr, sagte, die Arbeitgeber müssten nur nachbessern und ihr Angebot deutlich erhöhen. "Wir können Streik, wir können aber auch Kompromiss", sagte der Gewerkschafter. "Ich sehe große Einigungsbereitschaft auf beiden Seiten, insofern bin ich optimistisch." Bsirske hatte wiederholt mit einem unbefristeten Streik im öffentlichen Dienst gedroht, sollten die Gespräche scheitern. Friedrich sagte, die Verhandlungen müssten ein Ergebnis bringen, um weitere Ausstände zu vermeiden. "Wir wollen auch für die Bürgerinnen und Bürger neue Streiks vermeiden."

Falls sich Arbeitgeber und Gewerkschaften einigen, ist der Tarifkonflikt beendet. Sollten die Gespräche aber scheitern, können beide Seiten die Schlichtung anrufen, die schon dann zustande kommt, wenn eine Seite es wünscht. In diesem Fall müssten die Gewerkschaften mit weiteren Streiks bis zum Ende des Schlichtungsverfahrens warten. Ruft aber im Falle gescheiterter Verhandlungen keine Seite die Schlichtung an, dann gelten weitere Streiks als nahezu sicher. dapd

Foto: Heimann/dapd

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort