Obama-Rede vor Brandenburger Tor?

Berlin. "Die Kulisse wäre einfach großartig", sollen Berater des demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama (Foto: dpa) laut eines Medienberichts gesagt haben

Berlin. "Die Kulisse wäre einfach großartig", sollen Berater des demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama (Foto: dpa) laut eines Medienberichts gesagt haben. Vor dem Brandenburger Tor eine Rede zu halten, damit ist viel Symbolik verbunden: Erinnert sei an US-Präsident Ronald Reagan, der 1987 dazu aufforderte, das Tor zu öffnen und die Mauer einzureißen. Soll nun auch jemand dort sprechen dürfen, der zwar Hoffnungsträger, aber bisher nur Anwärter auf das Weiße Haus ist?

Obama wird wohl am 24. Juli nach Berlin kommen, wie kolportiert wird. Und anlässlich seines Besuchs steht offenbar bei seinem Wahlkampf-Stab ein Auftritt vor dem Brandenburger Tor hoch im Kurs. Aus Übersee wird bereits übermittelt, der Kandidat plane eine Grundsatzrede zum transatlantischen Verhältnis und werde eine kooperative Außenpolitik ankündigen.

Treffen wollen ihn Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Nicht uneigennützig: Beide hoffen, etwas von der Strahlkraft des Kandidaten abzubekommen. Doch scheint die Bundesregierung skeptisch zu sein, was den Auftritt am deutschen Wahrzeichen angeht, weil dieser Ort bisher nur bei ausgesuchten Anlässen und nur von gewählten Präsidenten zu politischen Kundgebungen genutzt worden ist. Im Kanzleramt sorgt man sich angeblich, dass das Brandenburger Tor zur beliebigen Kulisse für ausländische Wahlkämpfer wird.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sieht das anders: Er freue sich, wenn Obama von dort Botschaften aussende. Außerdem seien für die Orte eines solchen Besuches das Land Berlin und nicht das Kanzleramt zuständig. Das letzte Wort hat sogar Wowereit persönlich, hieß es gestern seitens der Senatskanzlei. Sicher sei der Auftritt Obamas jedoch noch nicht, es gebe noch kein Programm, "das ist ein Abstimmungsprozess mit der amerikanischen Seite, da geht es auch um Sicherheitsfragen", so ein Sprecher zu unserer Zeitung.

Bisher ist jeder amerikanische Gast zumindest durchs Brandenburger Tor gegangen - und hat dann ein paar Wort zu begleitenden Journalisten gesagt. "Da wird jeder Fußballstar geehrt und jeder Piesepampel konnte hier schon eine Rede halten", regt sich FDP-Chef Guido Westerwelle über den vermeintlichen Widerstand der Bundesregierung auf. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer hat indes Zweifel am Sinn eines Obama-Auftritts: "Ich weiß nicht, ob es klug ist von Barack Obama, als amerikanischer Präsidentschaftskandidat am Brandenburger Tor reden zu wollen", so Bütikofer zu unserer Zeitung. John F. Kennedy und Ronald Reagan seien als Präsidenten nach Berlin gekommen, "als sie ihre berühmten Reden hielten. Obama will das erst noch werden."

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