Nur wer Steuern zahlt, darf Katholik bleiben

Bonn/Saarbrücken. Die katholische Kirche in Deutschland verbindet die Kirchenmitgliedschaft unmittelbar mit der Zahlung der Kirchensteuer. Ein gestern veröffentlichtes Dekret der Deutschen Bischofskonferenz stellt klar, dass es nicht möglich ist, aus der Kirche auszutreten und dennoch gläubiges Mitglied zu bleiben

Bonn/Saarbrücken. Die katholische Kirche in Deutschland verbindet die Kirchenmitgliedschaft unmittelbar mit der Zahlung der Kirchensteuer. Ein gestern veröffentlichtes Dekret der Deutschen Bischofskonferenz stellt klar, dass es nicht möglich ist, aus der Kirche auszutreten und dennoch gläubiges Mitglied zu bleiben. Ein Austritt lediglich aus der Institution sei nicht möglich, heißt es in dem Papier, das vom Vatikan gebilligt wurde. Wer sich zu dem Schritt entschließt, ist aus Sicht der Kirche nicht mehr katholisch. Allerdings werden die Betroffenen nicht mehr wie bisher automatisch exkommuniziert.Wer seinen Austritt erklärt, wird künftig vom zuständigen Pfarrer per Brief zum Gespräch eingeladen. Dabei soll es auch darum gehen, den Schritt zu überdenken und gegebenenfalls rückgängig zu machen. In dem Anschreiben werden die kirchenrechtlichen Konsequenzen des Austritts dargelegt. So dürfen weder Sakramente empfangen noch kirchliche Ämter oder Funktionen bekleidet werden. Ein christliches Begräbnis kann verweigert werden, falls der Betreffende vor dem Tod kein "Zeichen der Reue gezeigt" hat.

Der Münchner Kirchenrechtler und Benediktinerpater Stephan Haering lobte das Dekret als "eine pragmatische und zugleich der Sache angemessene Lösung". Damit sei klargestellt, dass "der Kirchenaustritt vor dem Staat auch eine Verletzung der Pflicht darstellt, die Gemeinschaft mit der Kirche zu halten". Die kritische Bewegung "Wir sind Kirche" nannte es bedauerlich, dass der Vatikan seine bisherige Linie verlassen habe "und die Mitgliedschaft von der Kirchensteuer abhängig macht".

Im Saarland verzeichnete das Bistum Trier im vorigen Jahr 2302 Austritte; zugleich kehrten 488 Katholiken aus dem Dekanat Saarpfalz im Bistum Speyer der Kirche den Rücken. Bundesweit gab es rund 126 500 Austritte. , Meinung dpa/epd/kna

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