NSA bastelt an Super-Computer

Washington · Der US-Geheimdienst NSA forscht laut einem Medienbericht an einem Quanten-Computer, der nahezu alle Verschlüsselungen bei Banken, in der Forschung und von Regierungen knacken könnte.

Der US-Geheimdienst NSA arbeitet einem Zeitungsbericht zufolge an der Entwicklung eines sogenannten Quanten-Computers. Dieser solle in der Lage sein, nahezu alle Verschlüsselungen zu knacken, berichtete die Zeitung "Washington Post" unter Berufung auf Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden. Mit dem Super-Computer könnte sich der Geheimdienst dem Bericht zufolge umfangreichen Zugriff auf Bank-, Gesundheits-, Regierungs- oder Wirtschaftsdaten verschaffen. Das Projekt sei Teil eines rund 80 Millionen Dollar (58 Millionen Euro) schweren Forschungsprogramms.

Technologieunternehmen wie der US-Konzern IBM arbeiten schon seit längerer Zeit an der Entwicklung von Quanten-Computern, die wesentlich schneller und sicherer sein sollen als normale digitale Computer. Laut dem Bericht der "Washington Post" betreibt die NSA ihre Forschungen zu Quanten-Computern in großen, abgeschirmten Räumen, sogenannten faradayschen Käfigen. Die NSA wolle sich zu dem Bericht nicht äußern.

Ein Experte sagte der Zeitung, es sei unwahrscheinlich, dass der Geheimdienst die Entwicklung von Quanten-Computern ohne Wissen der Technologieindustrie vorantreibe. Er glaube nicht, dass die NSA weiter sei als andere Forscher, "ohne das jemand davon weiß", sagte Scott Aaronson vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Nach Ansicht von Experten könnte es bis zum Bau eines einsatzbereiten Quanten-Computers noch einige Jahre dauern.

Ein Quanten-Computer könnte heute gängige Verschlüsse lungstechniken, die beispielsweise beim Online-Banking und im E-Mail-Verkehr genutzt werden, problemlos knacken. Wie die Zeitungen "New York Times", "Guardian" und das US-Nachrichtenportal "ProPublica" im September berichteten, sind die Geheimdienste aus den USA und Großbritannien allerdings auch heute schon in der Lage, verschlüsselte Kommunikation im Internet zu knacken. Als Reaktion auf den Spionageskandal hatten Internetkonzerne wie Google und Yahoo angekündigt, die Daten ihrer Nutzer durch Verschlüsselung besser zu schützen.

Seit Juni kamen durch die Enthüllungen Snowdens eine Reihe von Spähaktivitäten der NSA und verbündeter Geheimdienste ans Licht. Vor einigen Tagen legte eine Expertengruppe US-Präsident Barack Obama 46 Vorschläge für eine Begrenzung der Geheimdienstbefugnisse vor. Obama will sich im Januar dazu äußern. Der Bundestag wird die Spionage-Aktivitäten des US-Geheimdienstes NSA in Deutschland in einem Untersuchungsausschuss beleuchten. Nach CSU und SPD zeigte sich am Freitag auch die Spitze der Unionsfraktion bereit, eine entsprechende Forderung von Grünen und Linken zu unterstützen.

"Wenn die Opposition der Auffassung ist, dass ein Untersuchungsausschuss eingesetzt werden soll, werden wir uns dem nicht verschließen", erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer (CDU). SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sagte: "Das Beste wäre, wenn alle Fraktionen sich auf einen gemeinsamen Antrag einigen."

Die Grünen reagierten zurückhaltend. "Natürlich ist es gut und richtig, wenn wir uns auch mit den Regierungsfraktionen besprechen, aber ob ein gemeinsamer Antrag denkbar ist, kann ich noch nicht sagen", sagte Fraktionsgeschäftsführerin Britta Haßelmann. Grüne und Linke fordern unter anderem eine Zeugenvernehmung des NSA-Enthüllers Edward Snowden, der sich zurzeit in Moskau aufhält. Die USA suchen ihn wegen Geheimnisverrats. Haßelmann sagte, ihre Fraktion wolle nach Rücksprache mit der Linken nun möglichst bald den Untersuchungsauftrag formulieren. Danach solle der Antrag ins Parlament eingebracht werden.

Die Opposition verfügt seit der Bundestagswahl aber nicht mehr über die 25 Prozent der Mandate, die für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses notwendig sind.

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