Krise spitzt sich weiter zu Nordkoreas neue Bombe entsetzt die Welt

Seoul/Washington/berlin · Nordkorea dreht weiter an der Eskalationsschraube. Trotz aller Sanktionen zündet Machthaber Kim einen neuen Atomtest – angeblich eine mächtige Wasserstoffbombe. 

 Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un

Foto: dpa/Wong Maye-E

Mit seinem bislang stärksten Atombombentest hat Nordkorea die internationalen Spannungen um sein Nuklearprogramm gefährlich angeheizt. Das Staatsfernsehen meldete gestern die „erfolgreiche“ Zündung einer Wasserstoffbombe, die eine „beispiellose Kraft“ entfaltet habe. Die Detonation ließ die Erde im Umkreis von hunderten Kilometern beben und wurde auch in Deutschland registriert. US-Präsident Donald Trump nannte das Vorgehen Pjöng­jangs „sehr feindlich und gefährlich“.

Nordkorea gab an, mit dieser Bombe auch eine Langstreckenrakete bestücken zu können. Den Test wertete Machthaber Kim Jong Un als „absoluten Erfolg“. Nach südkoreanischen Angaben waren die Stoßwellen fünf bis sechs Mal stärker als beim letzten Atomwaffentest vor einem Jahr, der bis dahin als der stärkste gegolten hatte. Auch in einer Messstation im Bayerischen Wald wurden elf Minuten und 36 Sekunden nach der Explosion Signale von dem rund 8200 Kilometer entfernten nordkoreanischen Testgelände registriert.

International wurde der Test scharf verurteilt. Südkoreas Staatschef Moon Jae In forderte die „schärfste Bestrafung“ Pjöngjangs. Der UN-Sicherheitsrat müsse weitere Sanktionen verhängen, um Nordkorea „vollständig zu isolieren“. Moon kündigte auf einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats an, mit dem Verbündeten USA über die Entsendung der „stärksten strategischen Potenziale des US-Militärs“ zu sprechen. Das chinesische Außenministerium erklärte seine „entschiedene Ablehnung und scharfe Verurteilung“ des nordkoreanischen Vorgehens. Peking hatte bereits im vergangenen Monat neuen Strafmaßnahmen des UN-Sicherheitsrats zugestimmt. An seiner Grenze mit Nordkorea ließ China die Radioaktivität messen.

Trump twitterte, Pjöngjang sei eine „große Bedrohung und Peinlichkeit“ auch für China, „das versucht zu helfen, aber mit wenig Erfolg“. Eine Politik der Befriedung mit Nordkorea „funktioniert nicht“. In einer weiteren Twitter-Botschaft erklärte Trump, die USA „erwägen, zusätzlich zu anderen Optionen, sämtliche Handelsbeziehungen mit allen Ländern zu stoppen, die Geschäfte mit Nordkorea machen“. Der US-Präsident wollte noch im Laufe des Sonntags mit dem Nationalen Sicherheitsrat zusammenkommen. Eine militärische Reaktion schloss er ausdrücklich nicht aus, „Wir werden sehen“, antwortete er auf entsprechende Fragen von Journalisten.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Präsident Emmanuel Macron verurteilten den Atomtest „aufs Schärfste“. Sie forderten eine Verschärfung der EU-Sanktionen. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärte, der sechste Atomtest Nordkoreas heize die „ohnehin hochgespannte Lage auf der koreanischen Halbinsel“ bewusst weiter an.

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