Nord- und Südkorea weiter auf Konfliktkurs

Seoul. Über der koreanischen Halbinsel ziehen sich dunkle Wolken zusammen. Bei der Verlesung von geplanten Strafmaßnahmen gegen Nordkorea wegen der Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffes im März kündigte Südkoreas Präsident Lee Myung Bak gestern wie erwartet keine direkte militärische Vergeltung an

Seoul. Über der koreanischen Halbinsel ziehen sich dunkle Wolken zusammen. Bei der Verlesung von geplanten Strafmaßnahmen gegen Nordkorea wegen der Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffes im März kündigte Südkoreas Präsident Lee Myung Bak gestern wie erwartet keine direkte militärische Vergeltung an. Die Botschaft des Staatschefs ist unmissverständlich: Nordkorea soll den Preis für den Untergang des Schiffes zahlen, für den es von Südkorea verantwortlich gemacht wird. Auf künftige Provokationen will Südkorea mit militärischen Aktionen reagieren. Nordkorea, das eine Verwicklung in den Schiffsuntergang entschieden bestreitet, hat seinerseits in dem Konflikt bereits gedroht, dass es Strafaktionen des Südens militärisch vergelten will. Solche kriegerischen Signale sind für das weitgehend isolierte Regime in Pjöngjang nicht unüblich. Doch fürchten die Menschen, dass sich die Spannungen dermaßen hochschaukeln, dass es zu einer Eskalation kommen könnte. Auch die USA sind alarmiert: Bei einem Besuch in Peking warf Außenministerin Hillary Clinton Nordkorea vor, eine "höchst brenzlige Situation" verursacht zu haben. Clinton warb in Peking auch um die Unterstützung der chinesischen Führung für Südkoreas Vorgehen. Denn China ist der wichtigste Verbündete Pjöngjangs. Nordkorea unterstellt dem Nachbarland eine Politik der Konfrontation. Doch Südkorea will eine grundlegende Lösung des Streits um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm. Erst wenn Nordkorea nachprüfbare Schritte unternimmt, das Programm abzubauen, kann es auf Südkoreas Hilfe bauen, lautete der Tenor. Präsident Lee setzt nach Ansicht von Beobachtern auf eine Erschöpfungsstrategie. "Südkorea wird immer stärker und Nordkorea immer schwächer", sagt ein westlicher Diplomat.

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