„Niemand will permanente Polizeipräsenz“

Bei den Übergriffen in Köln handelt es sich um ein hierzulande völlig neues Phänomen, meint der saarländische Landespolizeipräsident Norbert Rupp. Er sprach mit SZ-Redakteurin Iris Neu.

Herr Rupp, kennen Sie Vorfälle oder Übergriffe ähnlicher Art aus der Vergangenheit?

Rupp: Nein. Wir haben es hier mit einem Phänomen zu tun, das völlig neu ist. Wir kennen natürlich Übergriffe aus Menschenmassen heraus - etwa bei Demonstrationen oder bei Fußballspielen, wo die Anonymität von Menschenansammlungen als Deckung für Straftaten genutzt wird. Aber etwas Vergleichbares wie in Köln gab es hierzulande bisher noch nicht.

Kann man von einer neuen Form organisierter Kriminalität sprechen?

Rupp: Diese Übergriffe fallen wohl nicht unter die herkömmliche Definition von organisierter Kriminalität. Vermutlich waren sie aber auch nicht unorganisiert, denn es ist ja kein Zufall, dass in einer solchen Masse vergleichbare Delikte begangen werden.

Gibt es eine Möglichkeit, vorbeugend etwas zu tun?

Rupp: Zunächst muss genau analysiert werden, was da in Köln geschehen ist, bevor man vorbeugende Maßnahmen treffen kann. Ganz wichtig ist aber, dass Betroffene und Zeugen bei solchen Vorfällen so schnell wie möglich die Polizei aufsuchen und Anzeige erstatten, damit wir sofort reagieren können, bevor weitere Übergriffe geschehen.

Brauchen wir mehr Überwachung und mehr Polizeipräsenz?

Rupp: Das denke ich nicht. Wir sind angemessen präsent. Es besteht ja auch immer eine Gratwanderung zwischen einer zu starken und zu schwachen polizeilichen Präsenz. Selbstverständlich wollen die Menschen in unserem demokratischen Rechtsstaat so gut wie möglich geschützt werden. Andererseits will hierzulande niemand eine permanente und allgegenwärtige Polizeipräsenz.

Kann man die Täter überhaupt ausfindig machen kann?

Rupp: Wenn eine so große Anzahl von Straftaten auf einem so kleinen Raum in einem vergleichsweise so kurzen Zeitraum stattfindet, gibt es sicherlich genügend Ermittlungsansätze - etwa durch Handy-Videos -, um Täter zu überführen.

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