"Niemand will eine Führungsdebatte"

Herr Friedrich, ist Horst Seehofer ein guter CSU-Vorsitzender?Friedrich: Er ist ein sehr guter Vorsitzender, der Themen deutlich besetzt und das Profil der Partei zum Beispiel beim Thema Integration klar geschärft hat

 Hans-Peter Friedrich. Foto: dpa

Hans-Peter Friedrich. Foto: dpa

Herr Friedrich, ist Horst Seehofer ein guter CSU-Vorsitzender?

Friedrich: Er ist ein sehr guter Vorsitzender, der Themen deutlich besetzt und das Profil der Partei zum Beispiel beim Thema Integration klar geschärft hat.

Aber wäre Karl-Theodor zu Guttenberg nicht ein besserer Chef?

Friedrich: Karl-Theodor zu Guttenberg ist mit allen Eigenschaften eines guten Politikers gesegnet. Er überzeugt durch Leistung und Glaubwürdigkeit. Die von Ihnen angesprochene Personaldebatte allerdings ist völlig unsinnig und dient allenfalls dem politischen Gegner.

Trotzdem: Viele in der CSU würden lieber heute als morgen das Pferd wechseln.

Friedrich: Sie werden auf dem Parteitag eine Partei erleben, die stark und geschlossen auftritt. Niemand hat den Wunsch, eine Führungsdebatte zu führen.

Aber auch Ihre Landesgruppe geht auf Distanz zu Seehofer - bei der Rente mit 67, bei der Bundeswehrreform oder bei der Bewältigung des Fachkräftemangels.

Friedrich: Widerspruch! Bei allen drei Themen sind wir völlig in Übereinstimmung mit dem Parteivorsitzenden. Horst Seehofer hat, wie wir, bei der Rente mit 67 sowohl ein klares Ja zur längeren Lebensarbeitszeit gesagt als auch ein klares Nein dazu, mit Zuwanderung Chancen für ältere Arbeitnehmer zu schmälern. Bei der Bundeswehrreform hat der Parteivorsitzende gewichtige Argumente für den Erhalt der Wehrpflicht artikuliert. Wir haben dann gemeinsamen das Für und Wider abgewogen und haben uns zugunsten der Aussetzung entschieden - das war ein vorbildlicher Prozess.

Da sind Sie vermutlich der Einzige, der das so sieht.

Friedrich: Unsinn. So sollte Politik sein: Austausch von Argumenten und dann eine Entscheidung für die besseren. Und beim Thema Fachkräftemangel kann ich Horst Seehofer übrigens auch nur zustimmen: Wir brauchen keine neuen Zuwanderungsregeln, sondern mehr Qualifizierung des bestehenden Potenzials an Arbeitskräften in unserem Land. Sie sehen, da gibt es keine Distanz und wir akzeptieren nicht, dass Widersprüche konstruiert werden, wo keine sind.

Die innerparteilichen Risse sind dennoch offenkundig. Was erwarten Sie vom Parteitag?

Friedrich: Ich bin zuversichtlich, dass die CSU sich als moderne und starke Gemeinschaft präsentieren wird.

Die Parteireform von Frauenquote bis Schnuppermitgliedschaften ist umstritten. Reichen solche Maßnahmen für eine Trendumkehr?

Friedrich: Das Entscheidende ist, dass wir das klare Signal an die Jungen, an die Frauen, an die altgedienten Mitglieder geben: Es lohnt sich, bei der CSU mitzumachen. Über 250 Anträge zeigen, dass wir es nicht mit politikmüden Mitgliedern zu tun haben.

 Hans-Peter Friedrich. Foto: dpa

Hans-Peter Friedrich. Foto: dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort