Nicht mal der Fernseher ist vor der CIA sicher

London/Washington · Wikileaks-Enthüllungen legen die Hacker-Werkzeuge des US-Auslandsgeheimdienstes offen. Das könnte Präsident Trump in die Hände spielen.

 Das US-Konsulat in Frankfurt war nach Angaben der Enthüllungsplattform Wikileaks ein Ausgangspunkt für Cyber-Spionageaktionen der CIA. Foto: dpa

Das US-Konsulat in Frankfurt war nach Angaben der Enthüllungsplattform Wikileaks ein Ausgangspunkt für Cyber-Spionageaktionen der CIA. Foto: dpa

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Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat mehr als 8000 CIA-Dateien veröffentlicht, die zeigen, wie der US-Auslandsgeheimdienst elektronische Geräte überwachen kann. Frankfurt soll dabei ein Ausgangspunkt für die Aktivitäten der CIA gewesen sein. Thomas Seibert (SZ), Andrej Sokolow und Christoph Dernbach (beide dpa) haben Fragen und Antworten zusammengestellt.

Was sind die zentralen Erkenntnisse der Wikileaks-Dateien?

Die CIA kann sich in diverse elek tronischen Geräte wie Smartphones, Tablets, Computer hacken, um sie zu überwachen. Auch mindestens ein Fernseher-Modell von Samsung mit Kamera und Mikrofon soll sie demnach in eine Wanze verwandeln können. Zudem versuche der Geheimdienst schon seit 2014, vernetzte Autos zu knacken - was er dabei erreicht hat, blieb zunächst unklar.

Wie überraschend kommt das?

So richtig überraschend ist das nicht. Schon die von Edward Snowden mitgenommenen Dokumente des Abhördienstes NSA enthüllten ein breites Überwachungssystem. Die Veröffentlichung der über 8000 CIA-Dateien gibt aber erstmals einen Einblick in die Fähigkeiten des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes.

Welche Folgen haben die Enthüllungen für die US-Politik?

In den USA ergibt sich innenpolitischer politischer Sprengstoff allem aus dem Vorwurf, dass die CIA-Experten laut Wikileaks unter anderem Techniken benutzten, die einen Hacker-Angriff so aussehen ließen, als komme er von russischen Computerfachleuten. Das könnte der Diskussion über mutmaßliche russische Versuche zur Beeinflussung der amerikanischen Präsidentenwahl im vergangenen Jahr eine ganz neue Richtung geben: Theoretisch könnten amerikanische Spione die Mail-Server amerikanischer Politiker angegriffen und eine russische Attacke fingiert haben, analysierte das Magazin "Wired". Donald Trump behauptet seit Monaten, es habe keine russischen Attacken gegeben - und beschuldigt gleichzeitig die amerikanischen Geheimdienste, vertrauliche Informationen nach außen dringen zu lassen. Cyber-Experte James Lewis von der Denkfabrik CSIS sagte, möglicherweise solle Trumps Position mit Hilfe von Wikileaks gestärkt werden.

Haben die Enthüllungen auch technische Folgen?

Am Ende dürften einerseits die Geräte für die Nutzer sicherer werden: Die Tech-Unternehmen wie Apple, Samsung oder Microsoft können jetzt gezielter nach Schwachstellen in ihren Systemen suchen. Denn diese Sicherheitslücken können nicht nur von Geheimdiensten, sondern auch von Kriminellen ausgenutzt werden. So erklärte Apple, viele der Lücken seien in der jüngsten Version des iPhone-Systems iOs bereits behoben und weitere werde man schleunigst schließen. Zugleich werde die Enthüllung von Vorgehensweise und Werkzeugen die legitime Arbeit der CIA erschweren, warnte ihr früherer Chef Michael Hayden.

Muss sich nun als Normalverbraucher große Sorgen machen?

Die Software-Schwachstellen sind wertvoll, weil meist ein hoher technischer Aufwand nötig ist, um sie zu finden und unbemerkt zu nutzen. Geheimdienste setzen sie also grundsätzlich nur gezielt und sparsam ein, weil sie mit einer Entdeckung verbrannt wären. Zugleich machen nicht geschlossene Sicherheitslücken die Geräte immer grundsätzlich gefährlich. "Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass diese Schwachstellen nicht auch den Chinesen oder den Russen bekannt sind", sagte Paul Rosenzweig von der IT-Sicherheitsfirma Redbranch Consulting dem Online-Dienst "CNET". Und eine breite Veröffentlichung des CIA-Codes könnte die Geräte zur Beute für Kriminelle machen, noch bevor die Lücken gestopft werden können.

Kann die Veröffentlichung langfristige Auswirkungen haben?

Das Verhältnis zwischen der Tech-Industrie und der US-Regierung könnte sich dadurch noch weiter verschlechtern. Schon die Snowden-Enthüllungen im Sommer 2013 hatten den Fokus auf Verschlüsselung ausgelöst und viele Unternehmen dazu getrieben, Daten in Europa statt in den USA zu speichern. Jetzt bekommt das Silicon Valley ein besseres Bild davon, wie viele entdeckte Schwachstellen die Geheimdienste für sich behalten, statt sie den Unternehmen zu melden.

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