Neuer Anlauf im Atom-Streit

Teheran. Ein hochrangiges Expertenteam die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat gestern seine Arbeit in Teheran aufgenommen. Die IAEA erhofft sich dabei Aufklärung über das vermutete iranische Kernwaffenprogramm. Teheran hat seit 2008 Fragen dazu nicht beantwortet und eine mögliche militärische Dimension seines Atomprogramms stets bestritten

 Iranische Studenten protestierten gestern auf dem Flughafen Teheran gegen den Besuch der internationalen Atomexperten. Ein Demonstrant hielt ein Plakat hoch, auf dem in englischer Sprache stand: "Atomkraft ist unser Recht". Foto: Taherkenareh/dpa

Iranische Studenten protestierten gestern auf dem Flughafen Teheran gegen den Besuch der internationalen Atomexperten. Ein Demonstrant hielt ein Plakat hoch, auf dem in englischer Sprache stand: "Atomkraft ist unser Recht". Foto: Taherkenareh/dpa

Teheran. Ein hochrangiges Expertenteam die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat gestern seine Arbeit in Teheran aufgenommen. Die IAEA erhofft sich dabei Aufklärung über das vermutete iranische Kernwaffenprogramm. Teheran hat seit 2008 Fragen dazu nicht beantwortet und eine mögliche militärische Dimension seines Atomprogramms stets bestritten. Das IAEA-Team will bis morgen im Iran bleiben.Westliche Politiker warnten angesichts einer geplanten Entscheidung des iranischen Parlaments über ein Ölembargo gegen Europa vor einer Eskalation. Die USA haben Bomben entwickelt, um unterirdische Bunkeranlagen zu sprengen. Ihre Schlagkraft reicht einem Medienbericht zufolge aber nicht für die Zerstörung der unterirdischen Atomanlagen im Iran. Das US-Verteidigungsministerium wolle daher eine Weiterentwicklung der Bomben, berichtete das "Wall Street Journal". Der Vorstoß sei Teil der Pläne für einen möglichen Angriff auf die Atomanlagen.

Mit hohem Ölpreis gedroht

Der Iran hat in den vergangenen 15 Jahren stets bestritten, eine Atombombe bauen zu wollen. Eine der Atomanlagen, die für eine IAEA-Inspektion infrage käme, wäre die lange geheim gehaltene unterirdische Anlage Fordo, die 160 Kilometer südlich von Teheran liegt. Die Anlage, in der Uran bis auf 20 Prozent angereichert werden soll, soll im Februar den Betrieb aufnehmen. Eine 20-prozentige Anreicherung reicht nicht zum Bau von Atomwaffen aus.

Der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi sagte dem IAEA-Team zu, dass es alle iranischen Atomanlagen inspizieren könne. "Sie dürfen jede Atomanlage besuchen, die sie uns nennen", sagte Salehi. Sein Land habe nichts zu verbergen.

"Wir freuen uns darauf, einen Dialog zu beginnen, der schon lange überfällig ist", sagte Herman Nackaerts, Chefinspektor des IAEA-Teams. Aus dem Umfeld der Wiener Atom-Behörde hieß es, dass es zunächst darum gehe, in Gesprächen eine Wiederaufnahme der Verhandlungen über das vermutete iranische Waffenprogramm zu erreichen.

Der Westen wirft dem Iran vor, unter dem Deckmantel der zivilen Atomforschung am Bau von Kernwaffen zu arbeiten, und hat umfangreiche Sanktionen verhängt. Nach Erkenntnissen der IAEA haben iranische Wissenschaftler zumindest bis 2010 an der Entwicklung eines atomaren Sprengkörpers gearbeitet.

Die EU hatte Anfang der Woche ein Ölembargo gegen den Iran beschlossen. Damit soll die Regierung in Teheran dazu gebracht werden, eine internationale Kontrolle seines Atomprogramms zuzulassen. Der Iran hatte damit gedroht, die Straße von Hormus zu blockieren. Ein großer Teil der globalen Ölversorgung muss durch diese Meerenge. Der Iran warnte auch vor einer Preisexplosion beim Öl. Ein Barrel (159 Liter) werde schon bald bis zu 150 Dollar kosten, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Irna den Leiter der nationalen Ölgesellschaft, Ahmad Kalehban. Derzeit liegt auf den Weltmärkten der Preis für ein Barrel Öl bei knapp unter 100 Dollar. dpa/dapd

Hintergrund

 Iranische Studenten protestierten gestern auf dem Flughafen Teheran gegen den Besuch der internationalen Atomexperten. Ein Demonstrant hielt ein Plakat hoch, auf dem in englischer Sprache stand: "Atomkraft ist unser Recht". Foto: Taherkenareh/dpa

Iranische Studenten protestierten gestern auf dem Flughafen Teheran gegen den Besuch der internationalen Atomexperten. Ein Demonstrant hielt ein Plakat hoch, auf dem in englischer Sprache stand: "Atomkraft ist unser Recht". Foto: Taherkenareh/dpa

Die US-Armee will einem Medienbericht zufolge im Nahen Osten eine schwimmende Operationsplattform errichten, von der aus Spezialkräfte zu Einsätzen starten sollen. Ein altes Kriegsschiff werde umgebaut, um als Plattform zu dienen, berichtete die Zeitung "Washington Post". Die als "Mutterschiff" bezeichnete Basis solle Hochgeschwindigkeitsbooten und Helikoptern als Stützpunkt dienen. Die US-Armee reagiere mit ihren Plänen auf die wachsenden Spannungen mit dem Iran und die anhaltenden Kämpfe im Jemen, so die "Washington Post". afp

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