Neue Sorge um IS-Kämpfer unter Flüchtlingen

Die Befürchtung gibt es schon länger: Kommen mit den Flüchtlingen auch IS-Kämpfer nach Deutschland? Eine Spur des jüngsten Paris-Terrors führt nach Recklinghausen.

Paris/Recklinghausen/Saarbrücken. Neue Erkenntnisse zum Überfall auf Pariser Polizisten am ersten Jahrestag des "Charlie Hebdo"-Anschlags schüren die Sorge, dass mit den Flüchtlingen militante Islamisten nach Deutschland gelangen. Der bei dem Angriff erschossene Mann lebte demnach zuletzt in einer Asylbewerberunterkunft in Recklinghausen. In seinem Zimmer wurden zwei von ihm gefertigte Zeichnungen der Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat gefunden, hieß es gestern. Am vergangenen Donnerstag war er in Paris auf zwei Polizisten zugelaufen, hatte "Allah ist groß" gerufen und ein Schlachterbeil gezogen. Ermittler fanden bei dem Erschossenen ein Bekenntnis zum IS und in seinem Handy eine deutsche Sim-Karte.

Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes war er in Deutschland unter verschiedenen Identitäten als Marokkaner, Syrer oder Georgier mehrfach straffällig geworden und verbüßte im August eine einmonatige Freiheitsstrafe. Gegen ihn sei unter anderem wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, Rauschgifthandel und Körperverletzung ermittelt worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt, der sich radikalisiert habe. Es gebe keinen Hinweis, dass ein Netzwerk im Hintergrund stehe. Laut Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve soll sich der Mann auch in der Schweiz und Luxemburg aufgehalten haben.

Schon seit Monaten weisen Sicherheitsbehörden darauf hin, dass Dschihadisten die Flüchtlingsrouten nutzen könnten, um Terroristen nach Deutschland zu schleusen. Anhaltspunkte für eine systematische Einschleusung liegen bislang aber nicht vor.

Bouillon für Einschränkungen

Dennoch gibt es immer wieder Ermittlungen gegen Flüchtlinge, die im Verdacht stehen, für den IS gekämpft zu haben. Auch im Saarland gab es mehrfach entsprechende Hinweise. Diese hätten sich bislang "ausnahmslos als falsch erwiesen", teilte der Staatsschutz auf SZ-Anfrage mit. Aktuell prüft die Polizei , ob sich ein IS-Sympathisant aus Saarbrücken strafbar gemacht hat.

Saar-Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) hat sich derweil dafür ausgesprochen, die Freizügigkeit der Flüchtlinge in Deutschland einzuschränken. Das sei eine "gute Idee", sagte er gestern im Deutschlandfunk und verwies auf das Beispiel Dänemark. > e

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