Nato will in Libyen mehr Ziele angreifen

Tripolis/Brüssel. Die Nato will ihre Gangart gegen den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi verschärfen. Das Bündnis werde künftig auch jene eigentlich zivilen Ziele angreifen, die von den Gaddafi-Truppen als Kommandozentralen und Stellungen missbraucht werden, kündigte der kanadische Oberst Roland Lavoie gestern an

Tripolis/Brüssel. Die Nato will ihre Gangart gegen den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi verschärfen. Das Bündnis werde künftig auch jene eigentlich zivilen Ziele angreifen, die von den Gaddafi-Truppen als Kommandozentralen und Stellungen missbraucht werden, kündigte der kanadische Oberst Roland Lavoie gestern an. "Die Gaddafi-Truppen besetzen zunehmend Einrichtungen, die einst zivilen Zwecken dienten", sagte der Militärsprecher des Nato-Einsatzes in Libyen in einer ins Nato-Hauptquartier in Brüssel übertragenen Video-Pressekonferenz.Dabei handele es sich um frühere Ställe, landwirtschaftliche Einrichtungen, Lagerhäuser, Fabriken und Produktionsanlagen für Lebensmittel. "Indem es diese Einrichtungen besetzt und missbraucht hat, hat das Regime sie zu militärischen Anlagen gemacht, von denen aus es Angriffe führt und leitet", erklärte Lavoie. Damit hätten diese Einrichtungen ihren "einst geschützten Status verloren und sind zu zulässigen und notwendigen militärischen Zielen der Nato geworden".

Kann Gaddafi im Land bleiben?

Tatsächlich führten Mitarbeiter der Gaddafi-Propaganda gestern die in Tripolis tätigen ausländischen Reporter zu einem Lagerhaus in Slitan östlich von Tripolis, das von der Nato bombardiert worden sein soll. Ein BBC-Bericht zeigte ein schwer beschädigtes Hallengebäude. Andere Trümmer sollen Überreste eines Lungen-Krankenhauses sein. Nach Darstellung der Gaddafi-Leute sollen bei dessen Zerstörung durch die Nato sieben Menschen getötet und drei weitere verschüttet worden sein. Der BBC-Reporter nahm allerdings keine Bemühungen wahr, die auf eine Suche nach den Vermissten hingedeutet hätten.

Der britische Außenminister William Hague schloss indes einen Verbleib Gaddafis in Libyen nicht aus, falls dieser die Macht abgibt. Über sein Schicksal müsse das libysche Volk entscheiden, sagte Hague am Montagabend nach einem Treffen mit seinem französischen Amtskollegen Alain Juppé in London. Es stehe jedoch außer Frage, dass Gaddafi die Macht abtreten müsse. Juppé hatte sich bereits vor einer Woche nahezu gleichlautend geäußert. Nach einem Bericht der britischen Zeitung "The Times" hat Hague damit erstmals zugestanden, dass der Machthaber in Libyen bleiben könnte und das Land nicht verlassen müsste. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort