Nach gescheitertem Putsch kehrt Erdogan mit eisernem Besen

Istanbul/Berlin · Nach dem blutigen Putschversuch in der Türkei greift Präsident Erdogan rigide gegen Militär und Justiz durch. Er spricht von „Metastasen“ und „Viren“, die beseitigt werden sollen. Und er spricht von der Todesstrafe.

Das harte Vorgehen der türkischen Führung um Präsident Recep Tayyip Erdogan gegen tatsächliche und vermeintliche Putschisten weckt im Ausland große Sorgen um Rechtsstaatlichkeit und Stabilität des Nato-Landes. US-Präsident Barack Obama rief alle Parteien zu "gesetzmäßigem Handeln" auf. Kanzlerin Angela Merkel verurteilte den Umsturzversuch mit rund 300 Toten "aufs Schärfste". Zugleich mahnte sie aber die Einhaltung demokratischer Werte bei der Verfolgung der Urheber an.

Erdogan und die islamisch-konservative Regierung in Ankara griffen am Wochenende bei Militär und Justiz massiv durch. Die Zahl der Festnahmen lag gestern Abend nach Regierungsangaben bei rund 6000. Sie dürfte sich noch erhöhen, wie Justizminister Bekir Bozdag sagte. Erdogan stellte ein gnadenloses Vorgehen gegen Anhänger seines Erzfeindes Fethullah Gülen in Aussicht. Der "Säuberungsprozess von diesen Viren" werde fortgesetzt, sagte er. "Metastasen " hätten "wie ein Krebsvirus den ganzen Staat befallen". Erdogan kündigte zudem baldige Beratungen mit der Opposition über eine mögliche Wiedereinführung der Todesstrafe an. Der Staatschef beruft sich für seinen harten Kurs auf große Unterstützung in der Bevölkerung: Nach dem Umsturzversuch gingen am Wochenende rund vier Millionen Menschen aus Protest gegen die Putschisten auf die Straße, wie es in Regierungskreisen hieß. > e, A 4: Meinung

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Hintergrund Türkei-Urlauber in Antal ya und Istanbul sollten äußerste Vorsicht walten lassen. Das gelte besonders für Menschenansammlungen, heißt es im Reisehinweis des Auswärtigen Amts für die Türkei. Bei unklarer Lage sollten Touristen ihre Wohnungen oder Hotels nicht verlassen. Nach Angaben der Reiseveranstalter blieb es in den touristischen Regionen aber ruhig. Die großen Air lines fliegen die Türkei wieder planmäßig an. red

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