Einen Tag nach der Militäroffensive Entsetzen und weltweite Appelle an die Türkei

Berlin/ROM/Istanbul · Einen Tag nach Beginn der türkischen Militäroffensive in Nordostsyrien herrscht weltweit Sorge vor einer unkontrollierbaren Eskalation: Der französische Präsident Emmanuel Macron forderte ein Ende der Offensive und sagte, er verurteile scharf das türkische Vorgehen gegen die syrischen Kurden.

Eine hohe Vertreterin der syrischen Kurden hat auf den Abzug europäischer Botschafter aus der Türkei gedrungen. „Wir fordern die Europäische Union auf, alle ihre Botschafter als Sanktion gegen die Türkei abzuziehen“, sagte die Ko-Vorsitzende des Demokratischen Rates Syriens (SDC), Ilham Ahmed, am Donnerstag im Brüsseler EU-Parlament.

Die Verteidigungsminister Deutschlands und Litauens riefen die Türkei auf, eine weitere Destabilisierung im Nahen Osten zu unterlassen. Zugleich warnten Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und ihr Amtskollege Raimundas Karoblis am Donnerstag auf einer Militär­basis in Rukla vor den Folgen des türkischen Militäreinsatzes für den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Deutschland und Litauen sind Teil der internationalen Anti-IS-Koalition. „Wir sehen, dass jede weitere Destabilisierung und Belastung der Region dazu führen wird, dass zumindest die Gefahr besteht, dass der IS-Terror erstarkt und damit auch die Gefahr des Exportes von Terror und Terroristen auch hier nach Europa gegeben ist“, sagte Kramp-Karrenbauer.

Auch Israel verurteilte den Einmarsch scharf. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte „vor einer ethnischen Säuberung der Kurden durch die Türkei und ihre Stellvertreter“. Das Land sei bereit, „dem tapferen kurdischen Volk humanitäre Hilfe zu bieten“.

Grüne und Linke forderten indes einen Stopp aller Rüstungsexporte in die Türkei. Führende Politiker beider Parteien verlangten unabhängig voneinander, alle Lieferungen von Waffen und anderen Rüstungsgütern an den Nato-Partner einzustellen. „Der Normalisierungskurs der Bundesregierung gegenüber Ankara ist gescheitert und hat Präsident Erdogan nur bestärkt in seinem autokratischen, anti-demokratischen Kurs“, erklärten der Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir und Parlamentsvizepräsidentin Claudia Roth (beide Grüne). Zuvor hatte die stellvertretende Linksfraktionschefin Sevim Dagdelen ein sofortiges Waffenembargo gegen die Türkei gefordert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort