Muslime wehren sich gegen Generalverdacht

Berlin/Saarbrücken · Die Unions-Forderung nach der Kontrolle von Moscheen erntet Kritik bei Muslimen. Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer wirbt aber dafür, problematische Entwicklungen im Islam nicht zu ignorieren.

Mit der Forderung nach einer Kontrolle von Moscheen in Deutschland hat Unionsfraktionschef Volker Kauder die Debatte um den Umgang mit Muslimen befeuert. Unmittelbar vor dem Parteitag der islamkritischen AfD sagte Kauder, in einigen Moscheen würden Predigten gehalten, die mit dem deutschen Staatsverständnis nicht in Einklang stünden. "Der Staat ist hier gefordert. Er muss das kontrollieren."

Der Generalsekretär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), Bekir Alboga, warnte vor einem Generalverdacht gegen Muslime . Die Unterstellung, "Moscheen oder Geistliche wären eine flächendeckend zu kontrollierende Gefahr", sei "abwegig". Güven Günes, Vorsitzender des Ditib-Landesjugendverbandes Saar, beklagte gegenüber der SZ, es werde versucht, mit dem Islam ein neues Feindbild aufzubauen. "Und nicht wenige lassen sich davon mitreißen." Schon seit einiger Zeit werde "viel Hetze gegen Muslime " betrieben. Es gebe aber im Saarland auch viele Beispiele für ein gutes Zusammenleben zwischen den Religionen. Die Grünen-Abgeordnete Ekin Deligöz bezeichnete Kauders Vorstoß in der SZ als unredlich. So funktioniere Dialog nicht. Gleichwohl sei Radikalisierung in Moscheen ein "ernstes Problem". CSU-Chef Horst Seehofer sagte, er halte Kauders Vorstoß für sinnvoll. Mit der Forderung nach einem "Islamgesetz" hatte die CSU die Debatte um ausländische Imame angestoßen.

Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) sagte der SZ, es gebe im Islam Entwicklungen, etwa Hasspredigten, die dem friedlichen Zusammenleben von Menschen jeglichen Glaubens in Deutschland zuwiderliefen. "Darum müssen wir uns kümmern - auch im Interesse der friedliebenden Muslime . Wir dürfen nicht damit aufhören, bloß weil die AfD dies in vollkommen verzerrter Weise zum Thema macht." Die AfD hatte heftige Kritik geerntet, weil im Entwurf des Grundsatzprogramms für den heutigen Parteitag unter anderem ein Verbot des Muezzinrufs sowie von Minaretten und Burkas gefordert wird. > , Interview, : Meinung

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