Mugabe will Wiederwahl erzwingen

Johannesburg/Harare. Trotz weltweiter Proteste hat sich Simbabwes Machthaber Robert Mugabe am Freitag zur Wiederwahl gestellt. Der 84-Jährige Präsident war der einzige Bewerber, nachdem Oppositionsführer Morgan Tsvangirai seine Kandidatur wegen einer Welle der Gewalt gegen seine Anhänger zurückgezogen hatte

Johannesburg/Harare. Trotz weltweiter Proteste hat sich Simbabwes Machthaber Robert Mugabe am Freitag zur Wiederwahl gestellt. Der 84-Jährige Präsident war der einzige Bewerber, nachdem Oppositionsführer Morgan Tsvangirai seine Kandidatur wegen einer Welle der Gewalt gegen seine Anhänger zurückgezogen hatte. Die als Pseudo-Wahl kritisierte Abstimmung fand knapp drei Monate nach dem ersten Wahlgang statt. Damals hatte sich Tsvangirai von der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) zum Sieger erklärt. Der Oppositionsführer sagte: "Das ist ein Ein-Mann-Rennen. Es ist null und nichtig." Die sieben größten Industriestaaten und Russland (G8) sprachen dem Wahlgang jede Legitimität ab. Die "systematische Gewalt, Behinderung und Einschüchterung" durch die Regierung habe eine "freie und faire" Wahl "unmöglich gemacht", hieß es in einer Erklärung der G8-Außenminister zum Abschluss zweitägiger Beratungen im japanischen Kyoto. Die USA wollen das Thema im Weltsicherheitsrat erneut auf die Tagesordnung setzen. Der britische Außenminister David Miliband sagte, für Mugabes Regierung gebe es "keine Legitimität". Weltweit hatte es Forderungen nach einer Verschiebung der als weder frei noch fair kritisierten Wahl gegeben. In der simbabwischen Hauptstadt Harare berichteten Augenzeugen am Freitag über eine nur schleppende Beteiligung unter den insgesamt rund fünf Millionen Stimmberechtigten. Auf dem Lande wurde von Fällen der Einschüchterung berichtet. Mugabe, der seit 28 Jahren an der Macht ist, wurde verdächtigt, eine hohe Wahlbeteiligung mit Gewalt sichern zu wollen. "Die Leute werden gegen ihren Willen und gegen ihr Gewissen zur Wahl gezwungen", sagte Oppositionsführer Tsvangirai im südafrikanischen Rundfunk. Dennoch gebe es Hoffnung, sagte der MDC-Führer: "Letztendlich wacht Afrika zu einer neuen demokratischen Kultur auf. Mit mehr als zwei Millionen Prozent Inflation und dem allgegenwärtigen Hunger werden selbst die eifrigsten Mugabe-Anhänger merken, dass sie auf einen schlimmen Pfad geführt wurden." Tsvangirai hatte sich am Sonntag aus Furcht um sein Leben in die niederländische Botschaft in Harare geflüchtet. Der Europaabgeordnete Elmar Brok (CDU) sprach sich für mehr Druck auf die afrikanischen Nachbarländer aus. Mugabe sei in den "Wahnsinn abgeglitten" und halte sein Regierungsamt "für Gott gegeben". Kritik und Sanktionen von der internationalen Gemeinschaft interessierten ihn nicht, erklärte das Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Europaparlaments. Eine Lösung des Konflikts sei daher sehr schwierig: "Manchmal muss man zugeben, dass man keine Lösung weiß und dieses gehört dazu." Die landesweit knapp 2000 Wahlbüros sollten am Freitagabend um 19 Uhr schließen. dpa

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