Müntefering wirft Lafontaine "niedere Motive" vor

Berlin. Die SPD verliert nach ihrem 23-Prozent-Debakel bei der Bundestagswahl Ende September in der Wählergunst weiter an Boden und liegt laut einer Forsa-Umfrage nur noch bei 20 Prozent. Der scheidende SPD-Parteichef Franz Müntefering (Foto: dpa) sieht vor diesem Hintergrund in Oskar Lafontaine den Hauptschuldigen für die vernichtende Wahlniederlage

Berlin. Die SPD verliert nach ihrem 23-Prozent-Debakel bei der Bundestagswahl Ende September in der Wählergunst weiter an Boden und liegt laut einer Forsa-Umfrage nur noch bei 20 Prozent. Der scheidende SPD-Parteichef Franz Müntefering (Foto: dpa) sieht vor diesem Hintergrund in Oskar Lafontaine den Hauptschuldigen für die vernichtende Wahlniederlage. "Er hat die Partei verlassen, dann verraten und anschließend ganz gezielt gegen uns organisiert", sagte Müntefering der Wochenzeitung "Die Zeit". Der Vorsitzende der Linkspartei habe die linke Mitte in Deutschland "aus niederen persönlichen Motiven" beschädigt. Die PDS hätte nach Ansicht Münteferings nie eine Chance gehabt, auch in den West-Ländern aufzutrumpfen, wenn der ehemalige SPD-Vorsitzende Lafontaine dies nicht organisiert hätte. "Deshalb finde ich die Geschwindigkeit mancher, ihm nun Signale zu senden, dass man miteinander könnte, armselig", sagte Müntefering. Trotzdem hält der SPD-Chef ein Linksbündnis im Bund prinzipiell für machbar: "Die Kinder und Enkelkinder der SED müssen in der Demokratie ankommen können. Man kann und darf ihnen die Hand entgegenstrecken." Über Koalitionsoptionen solle die SPD aber erst 2013 entscheiden.

Der SPD-Linke Ottmar Schreiner hielt Müntefering "Realitätsverlust" vor. Nicht Lafontaine, sondern die Agenda-Politik der SPD sei für das Wahldebakel verantwortlich, sagte Schreiner der "Bild"-Zeitung.

Müntefering räumte auch eigene Versäumnisse ein. So sei es ein Fehler gewesen, 2004 den Parteivorsitz von Gerhard Schröder übernommen zu haben: "Das hätte ich nicht machen sollen, weil von da an ein Teil der SPD geglaubt hat, Regierung und Partei ließen sich fein säuberlich trennen". Der 69-Jährige wies in der SPD kursierende Spekulationen zurück, er werde auf sein Bundestagsmandat verzichten: "Ich bleibe Abgeordneter - und der Partei erhalten. Immer." Müntefering tritt auf dem Parteitag Mitte November in Dresden nicht mehr an. Sein designierter Nachfolger ist der bisherige Umweltminister Sigmar Gabriel. dpa

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