Mord an Oppositionspolitiker in Tunesien

Tunis. Die kaltblütige Ermordung eines Oppositionsführers hat in Tunesien heftige Protesten gegen die von Islamisten geführte Regierung entfacht. Allein in der Hauptstadt Tunis gingen gestern tausende Menschen auf die Straße, um gegen das Attentat auf Chokri Belaïd (48) zu demonstrieren

Tunis. Die kaltblütige Ermordung eines Oppositionsführers hat in Tunesien heftige Protesten gegen die von Islamisten geführte Regierung entfacht. Allein in der Hauptstadt Tunis gingen gestern tausende Menschen auf die Straße, um gegen das Attentat auf Chokri Belaïd (48) zu demonstrieren. Der Jurist trat für die Trennung von Staat und Religion ein und galt in Tunesien als einer der schärfsten Gegner der Regierung.

Die Demonstranten machten Anhänger der islamistischen Ennahda-Partei für das Attentat verantwortlich. Regierungspolitiker wiesen die Vorwürfe zurück. Mehrere Oppositionsgruppen riefen zu einem Generalstreik auf. Sie kündigten an, vorerst nicht mehr in der verfassungsgebenden Versammlung mitarbeiten zu wollen.

Am Rande der Proteste kam es nach Augenzeugenberichten mehrfach zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein. In Regierungsbezirken wie Monastir, Sfax und Le Kef verwüsteten Demonstranten Ennahda-Gebäude. Auch in der Stadt Sidi Bouzid kam es zu Gewalt.

Zuvor hatte die Frau des am frühen Vormittag erschossenen Belaïd schwere Vorwürfe gegen die Ennahda-Partei erhoben. Sie sei eindeutig für den Tod ihres Mannes verantwortlich, sagte sie in mehreren Interviews.

Der getötete Belaïd führte die kurz nach der Revolution gegründete Oppositionspartei "Bewegung der demokratischen Patrioten", die in der aktuellen verfassungsgebenden Versammlung einen Sitz hat. Der Mord habe dem nordafrikanischen Land eine seiner mutigsten und unabhängigsten Stimmen genommen, kommentierte Frankreichs Präsident François Hollande in einer Stellungnahme. dpa

Foto: Stringer/dpa

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