Mit Hoffnung auf Arbeit über den Ärmelkanal
Mehrere tausend Flüchtlinge im „Dschungel von Calais“ riskieren ihr Leben, indem sie versuchen, illegal nach Großbritannien einzureisen. Die katholische Hilfsorganisation Secours Catholique hat die Flüchtlinge nach ihren Beweggründen befragt.
Asylkrise in Frankreich: Frankreichs Asylsystem wird heftig kritisiert, unter anderem vom Menschenrechtskommissar des Europarats, Niels Muiznieks. Die Bearbeitungszeiten sind lang und es gibt für weniger als die Hälfte der Asylbewerber einen Platz in einer Flüchtlingsunterkunft. Deshalb sitzen selbst Asylsuchende mit legalen Papieren auf der Straße. "Das macht nicht wirklich Lust, in Frankreich zu bleiben", schilderte ein Flüchtling dem Secours Catholique.
Wirtschaftliche Lage: Frankreich meldet immer wieder neue Höchstwerte der Arbeitslosigkeit. Großbritannien dagegen kann ein solides Wachstum vorweisen, die Arbeitslosenquote liegt mit 5,4 Prozent gerade mal gut halb so hoch wie auf der anderen Seite des Ärmelkanals. Viele hoffen, dass sie in Großbritannien leichter Arbeit finden werden.
Asylbedingungen: Die Migranten von Calais sind oft von den Bedingungen in anderen EU-Staaten abgeschreckt - sei es mangels Unterkünften, aufgrund erlebter Diskriminierung oder weil nur wenige Asylanträge genehmigt werden. Im Vereinigten Königreich wurden im vergangenen Jahr 41 Prozent aller Asylanträge genehmigt, ein deutlich höherer Anteil als in Deutschland und Frankreich.
Sprachbarriere: Vielen Flüchtlingen fällt es deutlich leichter, Englisch zu sprechen, als beispielsweise Französisch zu lernen. Manche hoffen zudem, dass Freunde, Familie oder Landsleute, die bereits in Großbritannien sind, ihnen das Leben im Exil erleichtern.
Unwissen: Den Menschen fehlt es oft an Informationen über die Asylregeln in der EU. Sie wissen nicht, welche Rechte sie haben. Viel läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda: Bei vielen Flüchtlingen, mit denen der Secours Catholique sprach, waren Empfehlungen anderer Migranten ausschlaggebend für den Wunsch, nach Großbritannien zu gelangen.