Mit alter Strategie zu einer neuen Kandidatur

Paris · Schon vor einer offiziellen Präsidentschaftskandidatur schießt sich François Hollande auf Nicolas Sarkozy als Gegner ein. Damit will er das linke Lager einen, das so gespalten ist wie nie.

Der Applaus war mäßig, die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Eine Art Vor-Wahlkampfrede für das Wahljahr 2017 sollte es sein, die Präsident François Hollande gestern hielt. Doch wer die einstündige Ansprache zum Thema "Die Demokratie angesichts des Terrorismus" hörte, fühlte sich ins Jahr 2012 zurückversetzt. Denn der Sozialist, der seine Kandidatur für die nächste Präsidentschaftswahl noch nicht erklärt hat, schoss sich auf seinen alten Gegner ein: Nicolas Sarkozy . Ein Feindbild, mit dem er vor vier Jahren die Linke geschlossen hinter sich brachte und das 2017 noch einmal wirken soll.

Dabei ist noch gar nicht klar, ob der Ex-Präsident oder Ex-Regierungschef Alain Juppé für die Konservativen ins Rennen um den Elysée-Palast geht. Auch bei den Sozialisten ist eine Kandidatur Hollandes keine ausgemachte Sache. Gleich vier seiner Ex-Minister könnten ebenfalls für das linke Lager antreten. Ein Szenario, das der Linken laut Umfragen das Aus bereits nach der ersten Runde bescheren könnte. "Der nationale Zusammenhalt, die Verteidigung der Idee Frankreichs, rechtfertigen mehr denn je den Zusammenschluss", mahnte der Sozialist deshalb zur Einheit.

Nachdem der Staatschef sich nach den Anschlägen von Paris 2015 noch als "Vater der Republik" profilieren konnte, hatte nach dem Attentat von Nizza Sarkozy mit radikalen Vorschlägen zur Bekämpfung des Islamismus gepunktet. In Hollandes Umfeld war deshalb die Idee aufgekommen, mit einer Rede vor der den Sozialisten nahestehenden Stiftung Jean Jaurès und dem Thinktank Terra Nova in die Gegenoffensive zu gehen. "Die Verfassung ist kein flexibler Text mit Auslassungspunkten", sagte Hollande vor dem geneigten Publikum an die Adresse des Ex-Präsidenten. Von "besorgniserregenden Abwegen" sprach der Sozialist und zitierte Sarkozys Vorschläge der Internierung aller Sicherheitsgefährder, der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts und der Abschaffung der Familienzusammenführung. "Der einzig wirksame Weg ist der des Rechtsstaates", sagte der Staatschef.

Zusammenhalt statt Ausgrenzung lautete die Botschaft des Präsidenten an seinen Rivalen, der das Kopftuch auch in Universitäten verbieten und das Alternativmenü für Muslime an Schulen abschaffen will. Den längsten Applaus bekam der Präsident für seinen Satz: "Solange ich Präsident bin, wird es keine Gelegenheits-Gesetzgebung geben." Damit wandte er sich gegen ein Gesetz, das den Burkini verbieten soll, wie es Sarkozy gefordert hatte. "Für François Hollande ist es wichtiger, gegen Nicolas Sarkozy Krieg zu führen, als gegen die islamistische Barbarei", reagierte der Sarkozy-Unterstützer Eric Ciotti im Kurznachrichtendienst Twitter . Als "Rede der letzten Chance" war die Ansprache im Vorfeld schon eingeordnet worden, denn neun von zehn Franzosen lehnen eine erneute Kandidatur Hollandes ab. Wer für die Sozialisten ins Rennen geht, entscheiden die Parteimitglieder im Januar in Vorwahlen. Hollande will seine Kandidatur erst im Dezember verkünden - was einige Vertraute angesichts der Konkurrenz für zu spät halten. Doch Hollande gibt sich nicht geschlagen: "Ich werde nicht zulassen, dass Frankreich beschädigt wird. Das ist der Kampf eines ganzen Lebens." Ein Kampf, den er im kommenden Jahr weiterführen will. > : Meinung

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