Minister Jost rügt Atom-Skandal in Frankreich

Saarbrücken · Ein offenbar ernster Störfall im französischen AKW Fessenheim und der Umgang der französischen Behörden damit hat die Saar-Politik alarmiert. Der Fall wecke neue Sorgen mit Blick auf Cattenom.

Im Saarland und anderen Nachbarregionen Frankreichs wächst die Sorge über die Sicherheit in grenznahen Atomkraftwerken. Hintergrund ist ein in seinem Ausmaß bislang nicht bekannter Störfall im französischen AKW Fessenheim vor knapp zwei Jahren, über den gestern unter anderem die ,,Süddeutsche Zeitung" berichtete. Er wurde von der Atomaufsicht in Paris bis jetzt offenbar heruntergespielt.

Der saarländische Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) sprach gestern von einem "ungeheuerlichen Skandal", der das Vertrauen in die französische Behörde nachhaltig erschüttere. Die Vorgänge in dem fast 40 Jahre alten Kraftwerk in der Nähe von Freiburg sind nach Einschätzung der CDU-Landtagsfraktion ohne Weiteres auf das AKW Cattenom nahe der Saar-Grenze übertragbar.

Nach dem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" und des WDR kam es in Fessenheim im April 2014 zu einer Überflutung wegen eines Lecks in Block 1. Dadurch seinen die Steuerstäbe zum Abschalten des Reaktors nicht mehr manövrierfähig gewesen. Das einberufene Krisenteam habe entschieden, den Reaktor per Einleitung von Bor ins Kühlsystem herunterzufahren - eine nach Aussage von Experten äußerst seltene Notfallmaßnahme. In ihrer Mitteilung habe die französische Atomaufsicht diesen Schritt nicht erwähnt. Sie habe den Vorfall vor der Internationalen Atomenergiebehörde heruntergespielt, heißt es in dem Bericht. Gestern teilten die Pariser Beamten mit, man sehe auch weiterhin "aus dem Blickwinkel der Atomsicherheit keinen Grund zur Schließung" von Fessenheim.

Politiker aus dem Saarland verurteilten das Vorgehen der französischen Seite. Die Saar-Grünen erklärten, der Fessenheim-Unfall sei symptomatisch für die skandalöse Informationspolitik des Energiekonzerns EDF, der Fessenheim und Cattenom betreibt. Beide AKW müssten vom Netz. Auch die Saar-Linke erklärte, beide AKW seien nicht betriebssicher. Die SPD-Fraktion nannte Fessenheim ebenso wie das AKW Cattenom eine akute Gefährdung für die Menschen vor allem im Saarland. > e und Meinung

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